Alle eure Dinge lasst in Liebe geschehen [Jahreslosung 2024]

Heute in der Marienkirche zu Rendsburg: Es gab nicht nur diese herrlichen Spätsommersträuße als Altarschmuck – es gab dazu auch eine Predigt zur Liebe. Es hat mir eine riesen Freue gemacht, sie vorzubereiten und am heutigen Sonntag mit vielen Rendsburgern zu teilen. Nun hoffe und bete ich, dass jeder weitere Hörer davon profitiert und etwas für sein Leben im Glauben mitnehmen kann, das bereichert.

Bitte entschuldigt die Akustik, es ist halt eine über 700 Jahre alte Backsteinhallenkirche – und jetzt viel Freude beim Hören:

Frieden im Kulturkampf – ganz unmöglich?

Im Beitrag mit dem Schlagwort “Ribat” vom 17.12.2023 findet Ihr den Grund, aus dem es zwischen Israel und den Palästinensern keinen Frieden geben kann. Ihr müsst den Artikel nicht unbedingt lesen, der Grund kann auch – etwas abstrakt – in einem Satz umrissen werden:

Frieden ist nur möglich, wenn es zwischen Kriegsparteien den Konsens gibt, der jeder Partei ihren rechtmäßigen Platz zugesteht und man sich ausgehend davon für die verbleibenden umstrittenen Bereiche um einen wie auch immer gearteten Kompromiss bemüht.

Anders gesagt: Frieden ist abhängig von einem “Common Ground”, einer gemeinsamen Basis, von der aus die Konfliktbereiche aufgearbeitet werden können. Je besser das Gelingt, desto dauerhafter wird der Frieden.

Im Nahen Osten kann das nicht funktionieren, die Gründe wurden dargelegt. Hier ein ermutigendes Beispiel für ein hervorragendes, dauerhaftes Gelingen in Sachen Friedensschluss:

Die nördliche Grenze unseres Landes war jahrhundertelang umkämpft und die Grenzline zwischen Deutschland und Dänemark verlief entsprechend in dem Bereich zwischen Hamburg-Altona um Süden und Kolding/DK im Norden und wurde je nach Erfolg der entsprechenden Seite immer wieder verlegt.

Der jetzige Grenzverlauf knapp nördlich von Flensburg ist ein Erfolg klassischer Friedensverhandlungen: Beide Parteien hatten den Standpunkt, dass es Bereiche gibt, die nicht in Frage gestellt werden: Deutschland hat (grob gesagt) das dänische Kernland nördlich von Kolding nicht in Frage gestellt und Dänemark hat das deutsche Kernland südlich von Hamburg nicht hinterfragt, beide Parteien haben beides als Gegebenheit angenommen. Für den strittigen Bereich dazwischen wurde (vereinfacht gesagt) vereinbart: Die Dänen südlich der Grenze bekommen als Minderheit bestimmte Rechte (eigenes Schul-und Gesundheitssystem, keine 5%-Klausel im Parlament) und die Deutschen nördlich der Grenze bekommen analog vergleichbare Sonderrechte. All das wurde in den “Bonn-Kopenhagener Erklärungen” 1955 niedergelegt – die Basis eines nun schon viele Jahrzehnte andauernden Friedens.

So geht Frieden in dieser Welt: Ausgehend von einem “Common Ground” einigt man sich über die zu lösenden Konflikte und findet eine Lösung, die für beide Seiten nicht schmerzfrei, aber akzeptabel ist.

Jetzt zu unserem Kulturkampf, in dem wir stehen: Er ist so gefährlich, weil es keinen “Common Ground” gibt, der von allen Seiten akzeptiert würde, gibt. Diese tragische Tatsache wird hier an drei Beispielen verdeutlicht:

1. Grundgesetz als “Common Ground”?

Hier zwei Sätze von Bundeswirtschaftsminister Habeck, die entlarvend zeigen, dass eine gemeinsamen Basis fehlt.

Der Erste vom 21. Juni 2023 im Deutschen Bundestag – er betrifft die Verfassungsgerichtsklage der CDU gegen die Schuldenfinanzierung der “Transformation” unseres Landes durch die Bundesregierung: „Wenn diese Klage erfolgreich ist, das würde Deutschland wirklich wirtschaftspolitisch hart, hart treffen. Wahrscheinlich so hart, dass wir das nicht bestehen werden.“

Dann im Deutschlandfunk: “…die Union klagt dafür, dass die Menschen in Deutschland höhere Preise bezahlen müssen, schönen Dank, Friedrich Merz.”

Was fehlt? Der Gedanke an eine gemeinsame Basis. Der Gedanke, dass es die Aufgabe des Bundesverfassungsgerichts ist, diese gemeinsamen Basis, den “Common Ground” zu definieren und dass diese Definition willkommen ist – denn nur so wird das zulässige Spielfeld abgesteckt und die Regeln darauf definiert. Mit solch einem allgemein akzeptierten “Common Ground” würden gesellschaftliche Friedensbemühungen möglich. Die Aussagen von Robert Habeck in dem Sinn: “Der böse Kläger bringt unseren schönen Plan durcheinander – und das ist nun ein ernstes Problem für alle” zeigen: es gibt – jedenfalls im Kopf von unserem Vizekanzler – keinen allgemein akzeptierten “Common Ground” in diesem Kampf.

2. Gemeinsames Menschenbild als “Common Ground”?

Ein weiteres Beispiel, diesmal aus dem Bereich des Feminismus, neben der großen “Transformation” ein weiteres Schlachtfeld im Kulturkampf: Für Feministen sind – kurz gesagt – Männer und Frauen gleich, es darf keine Unterscheide geben, der Kampf ist erst zu ende, wenn alle Unterschiede eingeebnet sind. Auf der anderen Seite würde ein Konservativer sagen: Es gibt legitime Unterschiede zwischen Frauen und Männern – und die haben Auswirkungen.

Vielleicht würde ein Vertreter der konservativen Richtung das so ausdrücken: Männer tun sich eher schwer in den Bereichen Soziales und Empathie – statt beziehungsortientierter Lösungen stellen sie oftmals lieber Sachfragen in der Vordergrund. Frauen tun sich eher schwer in Situationen, in denen mit Struktur, Regeln und Absprachen nichts mehr erreicht werden kann. Wenn es mal soweit ist, dass nur robuste Lösungen außerhalb bestehender Strukturen, Regeln und Absprachen gefunden werden müssen, stoßen Frauen eher an ihre Grenzen als Männer.

Damit ist für jemand mit eher konservativem Geschlechterverständnis klar: Im Bereich des “letzten Schreibtischs” – von dem nichts mehr weitergereicht werden kann, weil er ganz oben steht – werden mehr Männer sitzen als Frauen. Einfach weil es weniger Frauen gibt, die damit zurechtkommen. Und das nicht, weil Männer Frauen unterdrücken – sondern weil Frauen einfach anders begabt sind als Männer.

Wo ist hier “Common Ground”? Es geht ums grundlegende Menschenbild, und hier gibt es keine gemeinsame Basis, denn für die einen sind Geschlechter nur soziales (Unterdrückungs-) Konstrukt und für die anderen sind Geschlechter in ihrer Verschiedenheit auf Ergänzung angelegt. Da ist kein Raum für Kompromisse. Denn jeder Kompromiss könnte ja nur so aussehen, dass jede Seite dazu steht, dass es Räume gibt für Männer und solche für Frauen und dass im Niemandsland dazwischen, auf dem der Kampf stattfindet, nun Kompromisse ausgehandelt werden müssen, damit Frieden möglich wird.

Das macht den Kulturkampf, in dem wir uns befinden, so gefährlich: Ohne gemeinsame, von allen akzeptierte Basis fehlt der Ausgangspunkt für Frieden.

3. Nachwuchs als “Common Ground”?

Oft wird die Tragweite eines Dilemmas deutlich, wenn man Bilder in Ruhe auf sich wirken lässt: Was ist der Unterscheid zwischen den Anti-Atomwaffen Demos in Deutschland (Mutlangen) oder Großbritannien (Greenham), und den Klebedemonstranten der “Letzten Generation” heute? Hier ein typisches Bild von Damals:

Bildrechte bei: “Your Greenham”, Link hier: https://www.flickr.com/photos/greenham/424284429/in/photostream

Was ist der Unterschied von diesem Bild zu den Bildern von Klimaklebern heute und der “Letzten Generation”? Ganz einfach: Es sind heute niemals Kinder dabei. Nie. Nirgends. Es gibt einfach keine aufgeklebten Kleinen.

Wir können davon ausgehen, dass dies weniger mit Kindeswohl-Befindlichkeiten zu tun hat – es hat andere Gründe, und die liegen ganz dicht bei unserem Thema:

Bei den Demos z.B. in Mutlangen und noch viel mehr in Greenham waren immer Kinder. Tatsächlich kann man hier eindrücklich sehen, welche Rolle Kinder tatsächlich dabei spielten (einfach den Link anklicken)

https://www.flickr.com/photos/greenham/albums/72157600005005806/

Diese Kinder standen für die gemeinsame Basis beider Seiten des Konflikts: Die Gegner von Atomwaffen demonstrierten nicht nur für sich – sondern für ihre Kinder. Auf der anderen Seite dachten die Befürworter der atomaren Aufrüstung genau so: Sie empfanden sich im Kampf für eine freie Welt – für sich UND für ihre Kinder. Die Zukunft “eigener Kinder” war eine gemeinsame Basis. Nach dem Motto: “Wir wollen auch in Zukunft leben – als Väter und Mütter möchten wir, dass die nächste Generation, die von uns ausgeht, auch existieren kann.”

Heute fehlt dieser “Common Ground”. Bereits der Name sagt viel: “Letzte Generation” – und tatsächlich sind Kinder bei den Demonstranten – (hier gemeint: selbst in den Welt gesetzte Kinder) bei weitem keine Selbstverständlichkeit mehr. Fortpflanzung ist für heutige Klima-Demonstranten mindestens ein Diskussionspunkt – für viele ist es aus ökologischer Sicht mehr als bedenklich, eigene Kinder in Erwägung zu ziehen.

Damit wird dieser Krieg zum Kampf, der nur noch aus Fronten besteht, ohne dass beide Seiten sich gegenseitig ein Terrain zugestehen würden, das der jeweiligen Gegenseite rechtmäßig zugehört.

Das waren drei Beispiele für fehlenden “Common Ground” im heutigen Kulturkampf – Fehlanzeige in Sachen “gemeinsame Basis” sind: Grundgesetz, Menschenbild und Fortpflanzung.

Ich wünsche mir so sehr, dass mich jemand widerlegt: Hast Du ein Beispiel für nachhaltigen Frieden ohne die Voraussetzung eines konkreten Zugeständnisses der jeweils einen Seite an die andere? Ich würde mich ehrlich sehr dafür interessieren.

Wenn es keinen alternativen Weg gibt, würde das ununterbrochenen Kampf bedeuten. Bis zur völligen Erschöpfung aller Seiten. Hatten wir das nicht schon ein paar mal? Einmal für 30 Jahre, dann nochmal vor kurzem als “totaler Krieg”? Wer jetzt sagt: Das ist doch völlig übertrieben – dem sage ich: bitte lies diesen Blogbeitrag nochmal in der heißen Phase des amerikanischen Wahlkampfs – also nach den Sommerferien ’24. Und dann überlege: Ist das hier wirklich Übertreibung? Die Amis sind uns mal wieder ein paar Jahre voraus…

Ok, das war jetzt alles nicht besonders ermutigend. Wo könnte ein Hoffnungsschimmer herkommen? Einer der ersten Leser dieses Beitrags schrieb mir heute (04.01.24) Folgendes: “Ich habe die Hoffnung, dass durch Gespräche und Diskussionen auch immer wieder einer neuer “Common Ground” entdeckt werden oder sogar neu entstehen kann.”

Das ist es: Bei aller Wachsamkeit darauf, wo gerade die Kampflinien verlaufen und wie Du Dich persönlich darin positionieren kannst und vielleicht auch musst: Bleibe offen für Entdeckungen – oder auch Überraschungen – von Gemeinsamkeiten, die vielleicht als Basis für einen Brückenschlag dienen könnten. Und wer weiß: Vielleicht ergeben sich ja sogar Gelegenheiten, solche Gemeinsamkeiten ins Leben zu rufen – unter Umständen sogar da, wo vorher nur Abgründe oder Kippen waren? Ich kann mir vorstellen, dass der Prophet Jesaja Gott als denjenigen sah, der sich aufmacht, um uns in unserer heillosen Zerstrittenheit zu helfen, “Common Ground” für unsere Füße zu schaffen, schau gerne mal nach: Die Bibel, Jesaja 40,1-5.

In diesem Sinne ein frohes Neues Jahr!

Euer Bernd

630 000 Opfer von Ideologie?

Dieser Beitrag endet mit praktischen Ansätzen (siehe ganz unten). Wer dazu Ergänzungen hat, ist mehr als willkommen 🙂 )

630Tausend – das ist die Zahl der jungen Menschen in Deutschland, die gar nix machen. Die dauerhaft einfach rumhängen. Darunter welche mit oder ohne Schulabschluss. Aber alle ohne Ausbildung. Es sind Jungen oder Mädchen. Die einen leben vom Staat, die anderen von den Zuwendungen ihrer Eltern. Die Analysen, warum das so ist, und warum wir in Deutschland davon besonders betroffen sind, sind im vollem Gange. Doch alle Versuche, die wesentlichen Gründe zu finden, warum es so viele NEETs (Not-in-Education-Employment-or-Training) gibt, scheinen ins Leere zu laufen. Wer Englisch nicht mag – es gibt auch einen deutschen Begriff für diese über eine halbe Million junger Leute: nfQ “nicht formal Qualifizierte”.

Christina Ramb, Verwaltungsratschefin der Bundesagentur für Arbeit (BA), sieht die Gefahr, dass immer mehr Jugendliche mangels Orientierung in kompletter Inaktivität verharren könnten. 

Welche Analyse man sich auch anschaut – überall finden wir ein ähnliches Fazit: Die Gründe seien vielfältig, mögliche Lösungswege komplex und es ist weder die eine generelle Ursache noch den ein genereller Lösungsweg auszumachen. Individuelle Ansätze und Angebote wären nötig, um NEET’s oder nfQ’s aus ihrer Inaktivität zu holen.

Ein typischer Artikel in diesem Tenor ist z.B. dieser Welt-Artikel:

https://www.welt.de/politik/deutschland/plus249207980/NfQ-Das-wachsende-Heer-junger-Menschen-die-sich-von-Arbeit-fernhalten.html?cid=socialmedia.email.sharebutton

Ich werde hier tatsächlich eine Lanze dafür brechen, dass es doch einen Grundeine dominierende Ursache – für das Problem gibt.

Warum tue ich mir das an? Aus der Überzeugung heraus, dass sich die Auseinandersetzung damit zutiefst lohnt, denn das Problem ist so gravierend , dass es unserem “Geschäftsmodell Deutschland” gefährlich werden könne. Wir haben nun mal keine Bodenschätze wie Norwegen oder Kuwait, wir haben auch keine unternehmerischen Freiheitstraditionen wie die Schweiz oder USA und wir sind auch kein vernetztes globales Zentrum wie Singapur, London oder Taiwan. Statt dessen haben wir produktive, gut ausgebildete Menschen. Auf ihrem Engagement, ihrer Kreativität und ihrem Fleiß basiert unser Wohlstand, und dieser ist nun durch die NEET’s oder nfQ’s gefährdet.

Jetzt fragt ihr Euch natürlich: Was soll der eine Grund für die Inaktivität der Zukunft unseres Landes sein? Was die Ursache der Perspektivlosigkeit von über einer halben Million junger Leute – die niemand sonst erkennen kann oder sehen möchte?

Here we go:

100% aller NEET’s, die mir über den Weg gelaufen sind, haben eine Sache gemeinsam – und wenn du welche kennst, kann du ja prüfen, ob sich das mit Deiner Wahrnehmung deckt: Ihre Gemeinsamkeit ist, dass sie aus Häusern oder Wohnungen kommen, in denen Schlafen, Essen und Erholen praktiziert wurde – und ansonsten sehr wenig. Es sind Häuser ohne Werkstatt, ohne Kreativ-Schuppen, ohne einen Garten zur Ernährung der Familie, ohne Motorsäge und Spalthammer, ohne Kaminofen, Schlachtraum — oder irgendetwas, das in Sachen Lebenspraxis, Eigenständigkeit oder Unabhängigkeit über einen Rasenmäher und eine Heckenschere hinausgehen würde.

Damit soll keinesfalls ausgesagt werden, dass alle Kinder, die in solchen Häusern aufwachsen, zu NEET’s werden müssen, oder auch nur eine große Wahrscheinlichkeit aufweisen, in Inaktivität zu verfallen. Tatsächlich kenne ich viele junge Menschen, die aus solchen Haushalten kommen und zu fröhlichen, produktiven und sinnerfüllten Mitgliedern der Gesellschaft wurden – oder dabei sind es zu werden.

Und dennoch ist es so, dass tatsächlich alle NEET’s, die mir bekannt sind, aus dem erwähnten Umfeld kommen.

Und der Umkehrschluss funktioniert genauso: Familien, in denen handwerkliche Fähigkeiten im direkten Umfeld des häuslichen Lebens eingeübt werden bringen nach meiner Beobachtung keinen einzigen NEET hervor. Dabei meine ich mit “Einüben” das praktizieren lebenspraktischer Arbeiten in Verbindung mit einem Bewusstsein von Verantwortung fürs eigene Leben und für das eigene Wohlergehen durch persönliches Engagement und Eigentum. Ob dies dann mit oder ohne Schulabschluss, ausgebildet oder nicht geschieht – jeder, der aus einem Selbermacher-Umfeld mit Verantwortung fürs eigene Leben und für die eigenen Ressourcen kommt, macht irgendwas, um sich selbst über Wasser zu halten – gelernt oder ungelernt, effektiv oder weniger effektiv.

Also: 100% der NEET’s kommen aus Schlaf/Esssen/Erholungs-Wohnungen/Häusern, 0% kommen aus Familien, in denen zwischen Leben und Broterwerb in Verbindung mit einer klaren Sicht für Verantwortung und Eigentum ein natürlicher, klarer, örtlicher und logisch erfassbarer Zusammenhang gelebt und anerzogen wurde.

Jetzt kannst du selbst prüfen: Wie sieht das in deinem Umfeld aus? Ist diese Beobachtung für dich nachvollziehbar?

Demnach stellt dich die Sachlage folgendermaßen dar: Der Mensch ist einfach nicht dazu gemacht, in einem ‘neutralen’ Raum aufzuwachsen, der nur als Essen, Schlafen und Wohnen besteht. Es ist nicht leicht für jeden jungen Menschen, in einem solchen Umfeld einen motivierenden oder begeisternden Startblock für sinnerfülltes (Erwerbs-) Leben zu erkennen. Und es reicht offensichtlich auch nicht, die nötigen Anstösse dann künstlich als kleine, wohldosierte Häppchen vorgesetzt zu bekommen: In Form eines Schulpraktikums, eine Schulgartens oder einer Sozial- oder Vereinsinitiative. Auch eine Orientierungsreise nach erfolgreichem Schulabschluss ist solch ein Happen – wie viele junge Leute kommen zurück aus ihrem Work-und-Travel-Aufenthalt und sind genauso orientierungs- und perspektivlos wie zuvor?

Sicher sind die “Häppchen” besser als gar nix – doch kein Ersatz fürs reale Leben. Das “echte Leben” besteht aus wirklichen Begegnungen mit realen Zusammenhängen – die zu spürbaren Konsequenzen führen – und diese Prozesse finden am effektivsten in Verbindung mit Eigentum und Verantwortung statt.

Das soll an einem schlichten und vielleicht etwas skurrilen Beispiel deutlich werden: Wir haben bei uns am Ort eine recht große Grundschule – mit einem völlig verwahrlosten, verunkrauteten Schulgarten. Was bedeutet dieses Stück Land im Zusammenhang des realen Lebens? Die Antwort ist: NICHTS – und das ist das Problem.

Gehen wir ins Detail: Gibt es einen einzigen Lehrer oder ein einziges Kind, das auch nur ein Blatt weniger knackigen Salat oder nur eine gesunde Mohrrübe weniger konsumieren kann, wenn der Schulgarten verwahrlost liegen bleibt? Nein. Es hat NULL – ZERO spürbare Konsequenz, ob dieser bearbeitet wird oder verwahrlost. Die einzig überhaupt denkbare Konsequenz ist vielleicht ein Tagesordnungspunkt auf dem Zettel der Lehrerkonferenz fürs neue Schuljahr. Was für ein kranker Lerneffekt für Lehrer und erst recht für Schüler. Sie lernen, bewusst oder unbewusst: Es ist völlig bedeutungslos, wem dieser Garten gehört, wer Verantwortung dafür trägt und ob dieser Garten bewirtschaftet wird oder verwahrlost – das Essen kommt woanders her, wird woanders bezahlt und wird woanders zubereitet. Und alle bekommen es sowieso. Es hat nichts, aber auch gar nichts mit diesem Garten oder meinem Engagement darin zu tun.” Wahrscheinlich sogar mit der Steigerung: “…mir gebührt schon Dank und Anerkennung dafür, dass ich die Leistung erbringe, überhaupt gesundes Zeug zu essen.”

Natürlich soll damit nicht gesagt werden, dass Kinder in Schulen hungern sollten, wenn der Schulgarten mal nichts abwirft. Die Aussage, um die es geht, ist eine andere: Wie viele Elemente wie dieses vernebeln in unserer westlichen Welt auf sträfliche Weise die entscheidenden Zusammenhänge – und stiften so unsere Heranwachsenden dazu an, gedankenlos in einer beliebigen realitätsfernen Blase zu leben und am Ende gar nichts mehr zu machen?

Jetzt könnte man natürlich sagen: ok, das ist ein Punkt – aber was daran ist daran Ideologie – warum diese Überschrift?

Tatsächlich ist die Idee, Arbeits- und Erwerbsleben und Wohnen/Erholen so strikt voneinander zu trennen, dass es sogar ordnungsrechtlich vorgeschrieben wird (Wohngebiet/Gewerbegebiet) nicht geschichtlich gewachsen. Es ist auch keine natürliche Entwicklung, die zu diesem Ergebnis geführt hat – es handelt sich um eine westliche Ideologie, die an anderen Kulturen, z.B. im globalen Süden, nicht besonders verbreitet ist.

Die Ideologie der strikten Trennung von Arbeits- und Wohnumfeld hat zwei Stränge: Einmal der aus Amerika herübergeschwappte Traum der suburbanen Vorstadtvilla (verbunden mit Namen wie Harriet und Catharine Beecher, John P. Dean oder Svend Reimer) und zum zweiten der sozialistische Traum aus Schweden, der uns Wohnblöcke in Verbindung mit gemeinschaftlich nutzbaren Anlagen für die Freizeit beschert hat (verbunden mit Namen wie Alva und Gunnar Myrdal und Sven Markelius). Obwohl diese beiden Stränge extrem unterschiedlich sind, haben sie diese eine Gemeinsamkeit: Beide trennen das Leben künstlich auf. In Wohnen und Arbeiten. In eine Schlaf, Erholungs- und Essenssphäre einerseits und in eine weit entfernte Sphäre der Erwerbstätigkeit andrerseits. Und diese Aufspaltung führt in der zweiten Generation dazu, dass immer mehr junge Menschen nur noch eine Sphäre kennenlernen – und das ist nicht die der Arbeitswelt. Natürlich könnte man sagen, dass es sich einfach um Konsequenzen der industriellen Revolution handelt – Arbeit findet halt seitdem woanders statt. Aber das wäre zu kurz gegriffen, denn es erklärt nicht das ordnungspolitische, steife Festzurren der unterschiedlichen Sphären in der Folge.

Wie sehr diese Trennung schon in unsere Köpfe gekrochen ist, zeigt folgendes Beispiel eines Lehrers an einer dieser Schulen, die Jugendliche, die eigentlich mit der Regelschule schon fertig sind, an das Berufsleben heranführen sollen. Es ist eine wahre Begebenheit: Ich fragte diesen Lehrer, wie oft er mit seiner Klasse in Betriebe gehen würde? Die Antwort: “Gar nicht mehr! Es ist einfach zu aufwändig, all die Zettel und nötigen Versicherungsbelege auszufüllen – für einen einzigen Besuch in einem Betrieb – deshalb hab ich das jetzt ganz eingestellt!”

Wie krank ist ein System, das einen Lehrer eines Berufskollegs durch Bürokratie davon abhält, mit der Klasse in Betriebe zu gehen? Gesund wäre, ihn Zettel und Belege für jeden Tag ausfüllen zu lassen, an dem er mit seiner Klasse NICHT in einem Betrieb ist – und er müsste eine Gehaltserhöhung bekommen, für jeden Schüler, der nach dem Besuch im Betrieb gar nicht mehr mitkommt in die Schule, weil er direkt dort im Betrieb hängengeblieben ist. Was könnte aus so einem Jugendlichen werden, wenn das möglich wäre?

Aber so können wir nicht mehr denken – die oben beschriebene Trennung wurde so sehr in unsere Köpfe eingefräst, dass es wohlüberlegter Schritte und ausgeklügelter Formalien bedarf, von einer Sphäre in die andere zu wechseln. Wir leben eine Ideologie und merken es nichtmal mehr!

Allerdings gibt es ein paar Hoffnungsschimmer: Seit der Corona-Pandemie leben mehr Menschen durch die Möglichkeit des Home-Office eine ganzheitlicheren Ansatz. Aber mehr ist denkbar, hier ein paar Tipps;

  • Wer überlegt, mit Kindern seinen Wohnort zu wechseln: Wähle, wenn Du kannst, kein reines Wohngebiet, ziehe besser in ein Mischgebiet, in dem mehr möglich ist. Gönne Deinen Kindern das Großwerden in einem ganzheitlicheren Kontext.
  • Du planst, Anzubauen? Plane je nach Deiner Neigung die Garage oder den Anbau grösser und füge eine Werkstatt oder eine Profi-Küche hinzu. Gerne mit einem professionellen Ansatz. Hab keine Angst vor Hygieneregeln: Viele Restaurants haben schrecklich kleine Küchen, und können die Vorgaben des Gesundheitsamtes trotzdem einhalten. Wenn man von vornherein damit plant, ist es nicht so teuer und klappt auch in beengten Verhältnissen. Dann kannst Du im Herbst losziehen und mit Deinen Kindern Hagebutten sammeln, lecker Marmelade kochen und verkaufen. Für die Kleinen vielleicht ihre erste Berührung mit dem Erwerbsleben!
  • Für weitere praktische Vorschläge von meinen Lesern ist hier der Platz, bitte meldet Euch, wenn Ihr gute Ideen habt… …und hier schon die erste super Idee – so einfach, so überraschend – und eine echte Möglichkeit, die oben beschriebene Trennung zu überwinden:
  • Hallo Bernd, dein Blog wirkt fundiert. Ich denke auch, dass ein Mensch, der ohne eigene Verantwortungsbereiche und damit ohne Selbstwirksamkeit aufwächst, es sehr schwer hat eines Tages Freude und Befriedigung an Arbeit zu finden. Eine Hilfe auf diesem Weg sind übrigens auch die Hausaufgaben, die durch die Schule bereitgestellt werden. Wir haben einige Kinder, die nur in einer kleinen Wohnung aufwachsen, aber ihre Schulaufgaben als wichtige Arbeit betrachten. Wenn sie erleben, wie ihre Noten durch ihren Fleiß besser werden, wächst ihre Motivation weiter zu machen. Solche Kinder werden ziemlich sicher einmal eine gute Ausbildung anstreben. Es gibt immer wieder Diskussionen um Hausaufgaben. Viele würden sie gerne ganz abschaffen. Aus meiner Sicht wiederholen die Kinder dadurch nicht nur ihren Lernstoff, sondern sie lernen auch Verantwortung für ihr Weiterkommen zu übernehmen…

Noch ein Kommentar:

“Hallo Bernd, steile These, die du da in deinem Blog aufstellst. Aber durchaus beachtenswert. Interessant dazu ist auch, dass die Generation Z ja nicht mehr die Work-Life Balance auf der Agenda hat, sondern die Work-Life Separation (laut Prof. Dr. Christian Scholz von der Universität Saarland)
Liebe Grüße und kommt gut ins Neue Jahr.”

‘Ribat’, seine Bedeutung für den Nahostkonflikt …und seine Konsequenzen für uns in Europa

Haben Sie dieses Wort schon mal gehört? Ribat? Es erklärt, warum es zwischen Palästinensern und Israelis kaum endgültigen Frieden geben kann – egal, wie sehr alle möglichen Seiten und Initiativen sich darum bemühen. Und es beinhaltet eine wichtige Einsicht für uns Europäer.

Erstmal eine Vorbemerkung: Die Argumente dieses Artikels sind belegbar, alle Angaben sind leicht überprüfbar und es kommt wenig Neues in Fakten. Das Spannende ist die Erkenntnis, wie die beschriebenen Fakten zusammenwirken und was ihr Zusammenwirken heute ausrichtet – mit einem möglichen Ausblick des Umgangs damit. Auf Wunsch einiger Blog-Leser findet Ihr unten einige Links und Quellenangeben.

Wir beginnen bei der Bedeutung “islamisches Land”: Muslime denken ihre Religion weniger individuell und persönlich, sondern empfinden eine starke religiöse Bindung an das Land. Jeder Quadratmeter, der einmal muslimisch ist, muss es auch bleiben. Das bedeutet: Ein ehemals muslimischer Landstrich, auf dem der Gebetsruf nicht mehr ertönt und auf dem die Scharia keine Gültigkeit mehr hat, ist für fromme Muslime eine irritierende, schmerzhafte Wunde und ein Affront gegen Allah.

Ausgehend von diesem Gedanken spielen die Grenzen – also jene Gebiete, bei denen ein muslimisches Gebiet an ein Christliches grenzt, eine wichtige Rolle. Städte, Siedlungen oder auch nur Lager an diesen Grenzen werden als Frontbereiche angesehen. Besonders dort, wo der Islam einmal Fuß gefasst hat und gewaltsam aufgehalten wurde oder gar zurückgedrängt wurde ist Ribat. ‘Ribat’ kommt von der arabischen Wortwurzel “Band” (رباط). Die Idee dahinter ist, dass es einen Platz bezeichnet, an dem man eben mal kurz die Pferde anbindet um Kraft zu sammeln für den verpflichtenden Eroberungs- oder Vernichtungsfeldzug, mit die Ziel, islamischen Boden zurückzugewinnen oder zu erweitern.

Es gibt Städte, die diesen Gedanken im Namen tragen, wie z.B. Rabat, die Hauptstadt von Marokko. Diese Stadt war ursprünglich ein muslimischer Vorposten in einem Gebiet voller Piraten und christlicher Barbaren (aus muslimischer Sicht), der Name blieb leicht abgeändert bis heute.

Was es bedeutet, in der Nähe eines muslimischen Vorposten (Ribat) zu leben, kann man bis heute auf der spanischen Landkarte sehen: Der Fluss Douro, der in Spanien von Osten Richtung Westen fließt, war lange die Frontlinie zwischen dem islamischen “al-Andalus” im Süden und dem christlichen Königreich Leon im Norden. Nördlich und südlich dieses Flusses sind bis heute weite Gebiete Steppe oder Wüste. Den Grund dafür finden wir bei Ibn Hudhayl al-Fazārī al-Gharnāṭī, ein islamischer Poet aus Granada, verstorben 1409:

“Es ist zulässig, Feindesland unter Feuer zu setzen, auch seine Getreidespeicher und seine Tragtiere zu verbrennen – falls es den Muslimen nicht möglich ist, Besitz davon zu ergreifen. Ebenso die Bäume zu fällen, seine Städte zu zerstören – mit einem Wort: Alles zu tun, das geeignet ist, den Feind zu ruinieren oder zu entmutigen. Vorausgesetzt, der Imam befürwortet diese Aktionen und befindet sie dem Zwecke dienlich, die Islamisierung voranzutreiben oder den Feind zu schwächen. Alles dient dem Triumph über den Feind oder seiner Kapitulation.”

Mit anderen Worten: Kannst Du angrenzendes Gebiet nicht islamisch machen, zerstöre es. So wie das im Koran, Sure 3, 200 angedeutet ist: “O die ihr glaubt, geduldet euch, haltet standhaft aus, seid kampfbereit (Verbform von “ribat”) und fürchtet Allah, auf dass es euch wohl ergehen möge!”

Kurz gesagt: Ribats sind geschichtlich gesehen Ketten jihadistischer Grenzbefestigungen, um Nicht-Muslime zu überfallen und ihre Ländereien einzunehmen oder -falls das nicht gelingt – zu verwüsten.

Im deutschen Wikipedia wird “Ribat” als Demarkationslinie zu nichtislamischen, meist christlichen Gebieten bezeichnet. Dabei kommt gut zum Ausdruck, dass Muslime ihren Glauben weniger individuell denken, sondern eher auf der Basis von Land, das entweder muslimisch oder nicht-muslimisch ist.

Die englischsprachige Wikipedia geht weiter. Hier findet sich unter “Ribat” ein erhellender Absatz unter der Überschrift “Common use”, bei dem auch ein Bezug zum Gaza-Israel-Konflikt hergestellt wird. Ich zitiere diesen Abschnitt hier und versuche dann eine sinngemäße Übersetzung:

“Contemporary use of the term ribat is common among jihadi groups such as al-Qaeda or the Islamic State of Iraq and the Levant. The term has also been used by Salafi-Jihadis operating in the Gaza Strip. In their terminology, ʻArḍ al-Ribat “Land of the Ribat” is a name for Palestine, with the literal meaning of “the land of standing vigilant watch on the frontier”, understood in the context of their ideology of global jihad…”.

“Der Begriff ‘Ribat’ ist heute gängig unter jihadistischen Gruppen wie Al-Quaida oder IS. Der Begriff wird auch benutzt bei salafistischen Jihadis, die im Gaza-Streifen aktiv sind. ‘Ard al-Ribat’, also ‘Land des Ribat’ ist ein Name für Palästina, mit der wörtlichen Bedeutung: ‘das Land der wachsamen Wächter an der Grenze” – so verstanden im Kontext des globalen Jihad…”

Bezogen auf den Gaza-Israel-Konflikt: Vor dem Hintergrund des Land-Begriffs im Islam ist es völlig unerheblich, ob das Kernland Israel, auch z.B. TelAviv oder Haifa, irgendwann in der Geschichte für 1 Jahr, für 10, oder für 100 Jahre unter muslimischer Herrschaft war. Es handelt sich um muslimisches Land und so bleibt es für alle Zeit. Die Tatsache, dass dort kein Gebetsruf ertönt und die Scharia nicht ausgeübt wird, ist eine schlimme, immer irritierende Wunde im Bewusstsein jedes frommen Moslem – und ein Dauer-Affront gegen Allah. Es gibt nur eine Möglichkeit, diese Wunde zu heilen: Indem das ganze Land “From the River to the Sea” (vom Jordan bis zum Mittelmeer) muslimisch wird – oder verwüstet. Dafür zuständig und verantwortlich sind die Bewohner des ‘Ribat’.

Wie soll es mit dieser Denkweise zu einem dauerhaften Frieden kommen? Es ist nach logischen Gesichtspunkten schwer möglich: Der ganze Gaza-Streifen ist “Ribat” – ein muslimischer Vorposten an der Grenze eines Gebiets, das einmal muslimisch war und deshalb wieder muslimisch werden muss – oder der Vernichtung anheimfallen soll. Vor Allah fühlen sich muslimische Bewohner von Gaza verantwortlich dafür, in diesem Sinn eine gute Ribat-Belegschaft zu sein.

Mit anderen Worten: Unsere westliche Sicht “dort wurde Hass gesät und jetzt erntet Israel die Früchte dieses Hasses von Generationen” ist nur oberflächlich richtig. Es ist vielleicht ein zusätzlicher Grund oder ein Brandverstärker. Die Glut jedoch schwelt völlig unabhängig vom Verhalten der Israelis – sie ist im Islam angelegt durch die Konzepte des “muslimischen Bodens” und der “Ribat”.

Was bedeutet das für uns in Europa oder für Deutschland?

Durchgängig muslimische Stadtteile sind vor dem Hintergrund des oben dargelegten Sachverhalts brandgefährlich. Sobald ein Quartier offensichtlich muslimisch ist, ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein Imam beim Freitagsgebet erklärt, dass jetzt dieses Gebiet (z.B. das Frankfurter Bahnhofsviertel oder Berlin-Neukölln) legitime muslimische Erde ist. Als nächstes wird er erklären, und dass es sich bei diesem Gebiet wegen der christlichen oder “ungläubigen” Umgebung um ein “Ribat” handelt. Auf diese Weise würden alle frommen Muslime sozusagen “scharf gestellt” – sie hätten sogar einen Titel, es wären fortan ‘Murabits’ – eine Art Frontsoldaten im Vorposten von Allahs Reich, deren Aufgabe es ist, wachsam und kampfbereit zu sein, um die “andere Seite” entweder muslimisch zu machen oder zu vernichten. Das Tragische dabei: Solch ein Statement wäre nicht die Einzelmeinung eines extremen Imam, sondern lediglich der Aufruf dazu, uralte koranbasierte Werte auf die aktuelle Faktenlage in Deutschland anzuwenden.

Anders gesagt: Wer im Konflikt mit Muslimen, die irgendetwas mit Land oder Boden zu tun haben, auf Hass und Gewalt schaut, blickt auf oberflächliche Symptome, die Ursachen für Konflikte liegen tiefer. Deshalb ist auch die Bekämpfung oder Vermeidung von Hass und Gewalt im Konflikt mit Muslimen nicht die Lösung, so sehr sich das mit unserer westlichen Brille betrachtet auch aufdrängen mag. Weil Hass, Gewalt, Unrecht oder auch Kolonialsünden nicht die grundlegenden Ursachen sind.

Vor diesem Hintergrund machen die aktuellen skandinavischen Gesetzesvorstöße (Schweden und Dänemark), die darauf zielen, muslimische Ballungszentren zu vermeiden, viel Sinn. Wir sollten von ihnen lernen und auch bei uns in Deutschland dafür sorgen, dass es keine Konzentrationen rein muslimischer Wohnviertel gibt. Dass es islamistischen Imamen nicht so leicht gemacht wird, ganze Wohnviertel durch eine Predigt nach Belieben ‘scharf stellen’ zu können, indem sie diese (1) zur islamischen Erde erklären (2) die Einwohner auf einen ‘Ribat’ einschwören – und ihnen (3) den Titel ‘Murabit’ verleihen. Das mag sich für unsere Ohren fremd und radikal anhören, vom islamischen Standpunkt her gedacht ist es vollkommen klar und logisch. Die einzige Möglichkeit, diesen – islamisch gedacht – zwingenden Ablauf zu stoppen ist die Bildung rein muslimischer Communities in Deutschland und Europa zu vermeiden. Diese Chance ist der entscheidende Unterschied unserer europäischen Situation zu Israel: Wir können (wenn wir wollen) noch gestalten, die Israelis können nur reagieren.

Nachsatz: Ich hab länger nichts geschrieben, weil ich fand, dass es so viel gibt, was überall berichtet wird – mit diesem Artikel habe ich nun ein wichtiges Thema gefunden, das man ansonsten kaum so findet – für mich ein Grund, nun wieder aktiv zu werden.

Ein gesegnetes Advents- und Weihnachtsfest allen,

Euer Bernd

Weiterführende Links und Quellenageben:

Für Leser mit wissenschaftlichem Anspruch ein Aufsatz zum Thema mit vielen weiteren Quellenangeben:

https://www.palestine-studies.org/sites/default/files/jq-articles/Pages_from_JQ_72_-_Schmitt_0.pdf

Hier das Thema in leichterem Englisch: ‘Israel’s (and the West’s) Islamic Enclaves Problem’, siehe beim ‘Middle East Forum’, z.B, diesen Artikel

https://www.meforum.org/65176/israel-and-the-wests-islamic-ribat-problem

Hier der Link zur englischsprachen Wikipedia zum Thema:

https://en.wikipedia.org/wiki/Ribat

Heute in Schleswig…

Für die ganz Korrekten unter meinen Blog-Lesern: Das Auto hab ich stehenlassen und bin zu Fuß los, um keine zusätzliche Belastung der Rettungskräfte auszulösen…

Nur mal so, aufgrund eigener teurer Erfahrung: Die Rechte an diesen Bildern liegen bei mir, ihr Abmahnungsraubritter – aber falls es jemand interessiert: ich bin gerne bereit, diese gegen eine Flasche Rotwein (Doppio Passo oder TL) zu veräußern :-).

…morgen sollen Wind und Regen abnehmen. Wir freuen uns darauf!

P.S.: Es ist alles vorbei. Bei uns selbst ohne nennenswerte Schäden. In Schleswig hatten wir Gott sei Dank auch keine Personenschäden. Im wesentlichen vollgelaufene Keller und abgesoffene Autos von Leuten, die in den Herbstferien waren und ihre Autos “zu tief” abgestellt hatten. Nun bin ich mal gespannt, welchen von unseren Freunden ich nächste Woche beim Aufräumen helfen darf…

Ideologie Teil 2

Wegen der positiven Resonanz auf dem Blogbeitrag vom 2. September, gibt es hier eine Fortsetzung zum Thema Ideologie, Ideen und ihre Folgen.

Aufhänger ist diesmal ganz aktuell dieses Banner das in der einen oder anderen Form an einigen amerikanischen Universtäten hochgehalten wird, es titelt: “Queers for Palestine”, hier ein Beispiel (wenn du anklickst, kommst Du auf einen neue Seite, dann einfach oben links auf den ‘Pfeil zurück’ klicken, dann kommst Du wieder hierher):

https://x.com/SlowToWrite/status/1712284637639090461?s=20

Wie kann das sein? Queere Menschen, die sich zur LGBTQ+-Gemeinschaft zählen, wollen doch fortschrittlich sein, tolerant, für Gleichberechtigung und gegen Ausgrenzung eintreten? Am 7. Oktober zeigte die Hamas ihr wahres Gesicht, friedliche, feiernde Menschen wurden terrorisiert, bestialisch ermordet, vergewaltigt und entführt. Männer, Frauen, Kinder, sogar Babys wurden regelrecht abgeschlachtet. Nicht einmal eine Woche später demonstrieren westliche Menschen für diejenigen, aus deren Reihen dieses Blutbad kam.

Natürlich sind nicht alle Palästinenser brutale Mörder, viele sind selbst Opfer der Hamas – aber die palästinensische Gesellschaft ist das Meer, indem die Haifische der Hamas wachsen, gedeihen und sich vermehren können. Oder in einem anderen Bild: Die Hamas gehört zu Palästina wie die Ultras zu ihrem jeweiligen Fußballclub.

Wie kann es also sein, dass tolerante, westlich geprägte Menschen angesichts solchen Terrors ihre Stimme in dieser Art erheben? Noch rätselhafter ist: Ich weiß von keinem einzigen arabischen oder muslimisch geprägten Land, in dem jemals ein CSD (Christopher Street Day = Feier-Demo für Queeres Leben) stattgefunden hätte. Der Grund liegt auf der Hand: Es wäre unmöglich! Einfach deshalb, weil der Islam und noch mehr der Islamismus mal mehr, mal weniger theokratisch ausgerichtet ist, frauenfeindlich, gewaltbereit, Anti-LGBTQ, und gegen feie Meinungsäußerung – im Grunde also gegen so ziemlich alles auf der progessiven Agenda.

Wie kann es also sein, dass die LGBTQ-Community, anstatt z.B. für Schwulen- und Lesbenrechte in Gaza zu demonstrieren, oder statt mal einen CSD in Dohar zu planen, sich bedingungslos ausgerechnet hinter die Palästinenser aus Gaza stellt?

Was so widersinnig erscheint, kann mit der “kritischen Theorie” gut erklärt werden – bitte jetzt nicht abschalten oder weiterklicken, das ist spannend und nicht so trocken, wie es klingt. Nur ganz kurz: Die ‘kritische Theorie’, die besonders im englischsprachigen Raum zunehmend Verbreitung findet (Critical Theory), kommt aus deutsch-österreichischen Denkschulen. Man kann eine gedankliche Linie ziehen von Hegel über Marx zu Freud und dann weiter in neuerer Zeit zu Max Horkheimer, Theodor W. Adorno und Herbert Macuse.

Aspekte dieser Idee sind (vereinfacht ausgedrückt): Praktisch alle vorgefundenen Verhältnisse oder Ordnungen der westlichen Gesellschaft sind unterdrückend und schädlich – und dazu so festgefügt, dass sie als ‘strukturell-totalitär’ betrachtet werden müssen. Deshalb ist grundlegende Kritik an allem, das uns als westliche Gesellschaft ausmacht, unbedingt nötig. Am Ende soll diese Kritik in ihren unterschiedlichsten Formen dann dazu führen, uns endlich zu mündigen, aufgeklärten, emanzipierten, gerechteren und freien Menschen zu machen.

Ein wesentlicher Aspekt dieser Denkschule der ‘kritischen Theorie’ ist die sehr klare Einteilung der Welt in Täter und Opfer. Das wurde bereits an der Wurzel, nämlich durch Karl Marx, so angelegt: Es gibt entweder Unterdrücker oder Unterdrückte. Existent sind nur diese beiden Klassen. Wichtig dabei: Die Einteilung der Menschheit in eine dieser Kategorien ist GRUNDLEGEND. Alles andere – wirklich alles – wie Werte, moralische Vorstellungen, ethische Verhaltensregeln, no-goes oder Tugenden, Rechte und Pflichten, jeder andere Maßstab von Verhalten, von Aktion oder Reaktion ist auf dieser einen Grundlage und von der Grundlage her zu bewerten. Jegliche Bewertung geschieht also auf der strikten Einteilung der Welt in Täter und Opfer, Unterdrücker und Unterdrückte.

Diese Denkweise – oder Ideologie – setzt nun folgende Dynamik frei: Alles, was zugunsten der angenommenen Opfer oder der ‘Unterdrückten’ getan wird, ist erstmal als nötig, gut und richtig anzusehen. Auch Massenmord und Vergewaltigungen sind sozusagen als ‘Notwehr’ der (angenommenen) Unterdrückten/Opfer einzustufen. Umgekehrt funktioniert diese Dynamik ebenso: Alles, was dem (angenommenen) Unterdrücker/Täter schadet, ist bitter nötig und deshalb richtig und muss irgendwie auch gut sein, weil es das Anliegen weiterbringt: Die Befreiung der Welt von Unterdrückung.

Mit anderen Worten: Die ‘Täter/Unterdrücker’ sind in den Augen der Anhänger der ‘kritischen Theorie’ dermaßen Böse, dass keine Art von Gegenwehr zu schlimm oder abgründig ist – vor dem monströsen Hintergrund des totalitären ‘Täters’ ist alles gerechtfertigt, um diesem Einhalt zu gebieten. Aus dieser Sicht gesprochen: Am 7. Oktober hat die Hamas Nötiges oder vermutlich unterm Strich sogar Gutes getan, weil dem Unterdrücker, also den Israelis, geschadet wurde. Nötig war das, weil es keine andere Möglichkeit gab, für die Freiheit Palästinas gegen seine Peiniger etwas zu erreichen.

Studenten – ganz besonders Amerikanische der Elitehochschulden wie Harvard, Stanford und Yale – aber auch viele europäische Studenten stehen der “kritischen Theorie” nahe. Ebenso die queere Szene – denn zu den “vorgefundenen strukturell totalitären Ordnungen und Strukturen”, die es nach der ‘kritischen Theorie’ aufzulösen gilt, gehört auch die binäre Einteilung der Menschen in Männer und Frauen. Damit geraten Heteros (und eine Gesellschaft, die hetero-basiertes Zusammenleben in Ehe und Familie hochhält) leicht auf die Täter/Unterdrückerseite und Schwule, Lesben Tansen und Queere auf die Seite Unterdrückten- bzw. Opfer. Und dort stehen auch – mindestens seit dem 6-Tage-Krieg – die Palästinenser. Man betrachtet sie als ‘mitunterdrückte’ Leidensgenossen im Geiste.

Auf der Basis dieser Gedanken oder Ideen geschieht es nun, dass Menschen, die in einem muslimischen Land (oder in den Palästinensergebieten) nicht den Hauch einer Chance hätten, ihren Lebensstil zu pflegen, für Palästinenser auf die Straße gehen, um für die abgründige Barbarei vom 7. Oktober als Mittel legitimer Notwehr zu demonstrieren.

Muss mir das Angst machen? Das kommt darauf an: Wenn Anhänger der ‘kritischen Theorie’ zu Regierungsverantwortung gelangen und du gerätst irgendwie ins falsche Lager, ja! Denn falls es so kommt und du wirst – aus irgendeinem Grund – als ‘Täter’ oder ‘Unterdrücker’ eingestuft, kann das schnell lebensgefährlich werden. Vergiss nicht: vom Moment dieser Einstufung an ist ALLES, das dich neutralisiert, gerechtfertigt. Tyrannei dir gegenüber wird zur Moral. Menschlichkeit, Recht und Gesetz interessieren nicht mehr – das wahre Monster bist immer Du, weil auf deiner Stirn ‘Täter’ und ‘Unterdrücker’ steht. Man kann es auch anders ausdrücken: Die kritische Theorie nimmt die Menschenwürde und reduziert Menschen auf eine Idee.

Und wir sind noch gar nicht ganz unten angekommen! Das Schlimmste kommt jetzt: Es ist geschichtlich betrachtet ziemlich willkürlich, wer so alles im Laufe der Zeit ins Visier der Anhänger der ‘kritischen Theorie’ gerät und als ‘Unterdrücker’ bzw. ‘Täter’ eingestuft wird, hier ein paar Beispiele: Lehrer und Bildungsbürger (Kambodscha und China unter Mao), Adelige und Christen (Russland, Oktoberrevolution), Kleinbauern (Ukraine, Holodomor), Einwanderer (USA), alte weiße Männer (Deutschland, heute 😉 usw. Mit anderen Worten: Es kann jeden treffen. Immer dabei und jetzt ganz aktuell sind es auch die Juden bzw. die Israelis*. Mit anderen Worten: Ich für mich möchte lieber von einer beliebig ausgewählten Person aus Seite 38 des örtlichen Telefonbuchs regiert werden, als von einem intellektuellen Anhänger der ‘kritischen Theorie’, weil dann meine Chancen zum Überleben etwas besser wären.

Also denkt dran: Ideen haben immer Konsequenzen, schlechte Ideen können töten – zumindest tragen sie gerade jetzt dazu bei, dass intelligente, vernünftige Menschen zu bestialischem Töten Beifall klatschen.

Euer nachdenklicher

Bernd

*_Der Vollständigkeit halber sollte hinzugefügt werden, dass in der Zeit zwischen dem Holocaust (bis 1945) und dem 6-Tage-Krieg (1967) Juden tatsächlich den ‘Opferstatus’ hatten. Israelis waren Anhängern der ‘kritischen Theorie’, die ja politisch links stehen, außerdem sympathisch durch das Kibbuz-System, das auf sozialistischem Gedankengut beruht. Doch als die ‘Unterdrückten’ es wagten, gegen die ‘Unterdrücker’ die Waffen zu erheben und auch noch siegreich zu sein, taugten sie als ‘Unterdrückte’ oder ‘Opfer’ nicht mehr. Dazu sind Kibbuze nur noch exotische Randerscheinungen mit wenig volkswirtschaftlicher Bedeutung. Israel lebt von freier Marktwirtschaft, von Innovation und Unternehmertum. Es musste also eine Neueinteilung her – und da es nur zwei Kategorien gibt, rutschten die Juden bzw. Israelis konsequenterweise auf die ‘Täterseite’ und werden seitdem als ‘Unterdrücker’ betrachtet.

Das Geheimnis der AFD, gelüftet?

Überraschende Einsichten – für Menschen, die gerne nachdenken 🙂

Laut Infratest DIMAP haben am Sonntag, 8. Oktober 9000 Wähler der Grünen (!) und 29 000 Wähler der SPD in Hessen die AFD gewählt. Von der kleinen FDP wanderten sogar 24 000 zur AFD. Man reibt sich die Augen und fragt sich: Wie kann das sein?

Sind diese Menschen jetzt plötzlich alle ultra-rechts geworden?

Das ist unwahrscheinlich. Hier kommt eine Erklärung, die ich zwei spannenden, aber sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten verdanke: Peter Brandt, Historiker und ältester Sohn von Willy Brandt und Norman Podhoretz, amerikanischer Intellektueller, ein Ex-Linker, der sich heute zum Neokonservatismus zählt.

So, nun geht es los mit der Analyse:

Gehen wir davon aus, dass die meisten Wähler einfach Menschen sind, die an die Regierenden vor allem anderen einen einzigen großen Wunsch haben: In Ruhe zu Zufriedenheit leben zu können. Ihr Hauptanliegen ist, ohne größere äußere Störungen die Herausforderungen ihres eigenen Lebens anzugehen, um es irgendwie zum Gelingen zu bringen. Sie wollen vor allem anderen einfach nur Freiräume, um ihr eigenes kleines Glück zu gestalten.

Würdest Du diesem Punkt im Großen und Ganzen zustimmen?

Wenn ja, können wir einen Schritt weitergehen:

Auf dieser Basis, also auf der Grundlage der Herzenssache “einfach nur leben wollen” liegen nun mehr oder weniger locker obendrauf die Neben-Anliegen und Neigungen, nach denen der Wähler einer Partei dann seine Stimme gibt. So wählt (etwas überspitzt ausgedrückt), derjenige, der eher wohlsituiert die Einstellung hat ‘leben und leben lassen’ vielleicht FDP. Der mit dem ökologischen Gewissen entscheidet sich für die Grünen und wer ein Herz für den ‘kleinen Mann’ hat – oder selbst einer ist, wählt eher SPD.

Seit 2 Jahren wurde dieses schöne Bild von drei Effekten zerstört – nein, schlimmer: regelrecht zertrümmert. Aus drei Gründen fühlt der Normalwähler, dass sein oben geschildertes Hauptanliegen ‘einfach nur leben wollen’ extrem gefährdet ist.

  1. Durch äußere Einflüsse wie Pandemie und Kriege.
  2. Durch politisch bedingte, gewollte oder verstärkte Effekte wie extreme Energiekosten und steigende Lebenshaltungkosten im Zuge der “grünen Tansformation der Wirtschaft”.
  3. Durch die Unfähigkeit der Eliten, Missbrauch einzudämmen wie z.B. den Missbrauch das Asylrechts und unserer Sozialkassen durch illegale Einreise von Wirtschaftsflüchtlingen.

Die Kombination dieser drei Effekte, die sich gegenseitig verstärken, sorgen für immense Verunsicherung – und zwar im Kern. Der Wähler fühlt, dass das Hauptanliegen seines Lebens in Gefahr gerät. Manche empfinden, dass ihre wichtigsten Wünsche nicht nur gefährdet sind, sondern bereits geschreddert wurden, wenn z.B. der Traum vom Eigenheim durch staatlich gewollte oder verursachte Preistreibungseffekte aufgegeben werden musste. Andere fühlen sich einfach ungerecht behandelt, wenn sie z.B. mitbekommen, dass in diesen schwierigen Zeiten ausreisepflichtige Menschen, die hier lediglich geduldet sind, bei Arzt und Krankenhaus von Zuzahlung befreit sind, während sie selbst 2x blechen müssen – einmal die eigene Zuzahlung und on Top durch ihre Steuern die Zuzahlung Anderer.

An diesem Punkt schert sich dieser Wähler nicht mehr um die oberflächlichen Gründe, aus denen bisher SPD, Grüne oder FDP gewählt wurde, oder aus denen er gar nicht wählen ging. Denn jetzt geht es um den Kern dessen, das er als Sinn seiner Existenz versteht.

Und genau an diesem Punkt erreichen ihn die Versprechen der AFD. Sie steht für geringere Energiekosten, sie zurück will zur Kernkraft, sie verzichtet auf den Anspruch, alles Verändern zu wollen und vor allem möchte sie niemandem die Bürde zumuten, als Deutscher weltweit moralisch korrekter Vorreiter für Klimaschutz und Willkommenskultur sein zu müssen.

Diese Versprechen – unabhängig davon, wie gut sie mit Fakten oder Glaubwürdigkeit unterfüttert sind – treffen Wähler genau ins verunsicherte Herz. Und das ist die Ursache für die Wählerwanderung aus allen möglichen Parteien zu den Blauen. Nicht ein Rechtsruck. Nicht eine Tendenz zum Radikalen. Nicht ihr Hang zu Schreihälsen. Es ist nicht mal leichtfertiges Protestwahlgehabe, wie oftmals behauptet wird. Am Ende ist es schlicht und einfach die Sehnsucht nach Leben.

Ich finde, diese Erklärung logisch und nachvollziehbar. Und es ist verwunderlich, dass es den etablierten Parteien nicht dämmert, denn es wäre gar nicht so schwer, sinnvoll auf dieses Gefühl zu reagieren. Zugegeben: Bei (1) kann man wenig gestalten, die Umstände sind, wie sie sind. Doch bei (2) könnte man ideologiefreier und pragmatischer vorgehen und die Leute einfach in Ruhe lassen bzw. ihnen Verschnaufpausen gönnen und bei (3) entschieden für Recht und Ordnung sorgen. Aber statt dessen tendiert unsere Regierung dazu, an den Punkten, an denen sie gestalten kann, so vergleichsweise lächerliche Nebenschauplätze zu eröffnen wie z.B. die Legalisierung von Cannabis.

Immerhin: Durch den Schock der Wahlen in Bayern und Hessen begnügen sich unsere Regierenden nicht länger mit der üblichen lahmen Ausflucht, ihre tolle Politik in Zukunft einfach besser kommunizieren zu wollen, damit der Bürger endlich versteht, wie genial alles ist :-). Tatsächlich bewegen sie sich auf den Bereichen 2-3 seit letzter Woche in die richtige Richtung. Die Frage ist nur, ob das nicht zu spät kommt und/oder zu langsam vor sich geht, um einen merklichen Effekt zu erzielen, der auch bei Wähler ankommt. Oder ob diese Bemühungen vom Wahlvolk ähnlich glaubhaft eingestuft werden wie die plötzlichen ordnungspolitischen Abschiebungs- und Grenzsicherungs-Versprechen von Nancy Faeser zwei Tage vor der Bayern- und Hessenwahl. Dann wird die AFD weiter gewinnen.

Aber vielleicht liest das hier ja jemand, der mit an den Hebeln der Macht sitzt…

Einen schönen Herbsttag wünscht

Euer Bernd

Israel und Palästina

Regelmäßige Blog-Leser wissen um meine Verbundenheit mit Israel, dem Land und dem Volk. Am 14. Mai (siehe den Artikel mit diesem Datum) habe ich eine Israelflagge in voller Größe über unserem Wohnort gezeigt, weil es unerträglich war, dass an diesem wichtigen Tag an den offiziellen Fahnenmasten unserer Stadt kein Platz war für die Flagge Israels – der Flagge der Nation, die in ihren innersten Wesen die wichtigste konstruktive Antwort auf das furchtbare Verbrechen des Holocaust ist.

Jetzt ist gegen Israel ein barbarischer, entsetzlicher Krieg im Gange – das berührt mich zutiefst. Während ich ein paar Tage überlegt habe, wie dieser Blog darauf eingehen sollte, stieß ich auf den Kommentar von Robert Habeck. Als Politiker mag ich ihn nicht besonders – aber was er hier zu sagen hatte, kann man besser und klarer kaum zum Ausdruck bringen.

Deshalb wird seine Ansprache hier verlinkt – es sind nur wenige Minuten, aber die haben es in sich:

Es gibt dem hier und jetzt erstmal nichts hinzuzufügen – außer dem Wunsch, dass sich möglichst viele Verantwortungsträger und Meinungsmacher in unserem Land diese feine und mutige Haltung zu eigen machen.

Hier noch eine Empfehlung für alle, die den Nahost-Konflikt zu komplex finden, und bei Versuch, das zu verstehen und einzuordnen, resigniert haben. Es ist ein Link zur besten Zusammenfassung in 5 Minuten, die ich je gesehen habe. Also ein Faktencheck, der diesen Namen verdient. Hier also kurz und knapp die wichtigsten Eckpunkte:

https://www.bild.de/politik/ausland/politik-ausland/bild-beantwortet-die-wichtigsten-fragen-was-man-ueber-gaza-und-hamas-wissen-muss-85747864.bild.html

Saat und Ernte – ein Weltprinzip

Gestern war Erntedank – Anlass dazu, über das Pauluswort aus dem Galaterbrief Kap. 6 Vers 7 nachzudenken. Herzlich Willkommen dazu.

Ich habe das gestern gepredigt, aber da war so viel Interaktion mit den Gottesdienstbesuchern, dass die Aufnahme nicht gut gelungen ist. Deshalb hab ich das heute früh nochmal für Euch aufgenommen. Bitte sehr:

Erntedanktisch 2023 im Gottesdienst:

Ich Wünsche Dir von Herzen einen goldenen Herbst!

Lieben Gruß

Bernd

Tödliche Ideologie

Hier eine Herausforderung für Menschen, die an sich selbst den Anspruch erheben, nicht nur das nachzukauen, was sie von den Medien vorgesetzt bekommen. Wer daran interessiert ist, mündig zu denken um selbst Fakten zu verarbeiten, ist hier richtig. Bereit zum Mitdenken? Es geht los:

Ein sympathischer junger Mann mit indigenen Wurzeln vertritt folgende Werte:

  • Wasser ist ein extrem kostbares Gut
  • Es ist viel zu wertvoll, als dass Einzelpersonen über seine Verwendung selbstherrlich entscheiden sollten.
  • Für mich mit meinen indigenen Wurzeln ist frisches Wasser etwas wie ein “heiliger Gott”.
  • Bevor Frischwasser einem Zweck zugeführt wird, der nur wenigen Menschen dient, muss auf jeden Fall die ganze Gemeinschaft mit einbezogen werden.
  • Gerade heute mit unseren technischen Möglichkeiten der Wasserkontrolle ist es möglich “mindful”, also achtsam, mit dem Verbrauch von Wasser umzugehen.
  • Dabei muss es immer um den Benefit für das Gemeinwohl gehen und niemals um Einzelinteressen, diese dürfen nicht die über das Gemeinwohl gestellt werden.

An dieser Stelle schon mal ein Test: Wie hören sich diese Einstellungen in Deinen Ohren an? Sind es Werte, die man als Leitschnur und Richtlinie verfolgen sollte? Was denkst Du?

Die Verantwortlichen in Hawaii dachten wohl so, und haben den jungen Mann, der diese Positionen vertritt, zum Chef für die Wasserwerke einer Hawaii-Insel gemacht. Er war nun verantwortlich für die Wasserversorgung auf Maui, das ist die Insel, auf der sie Stadt Lahaina liegt.

Am 8. August brach auf West-Maui ein Waldbrand aus, der schon bald die schicken Vororte und Urlaubsresorts von Lahaina bedrohte. Der junge Mann, M. Kaleo Manuel, war nun dafür verantwortlich, der Feuerwehr das Wasser zum Löschen der Brände zur Verfügung zu stellen. Er saß an dem Schreitisch, von dem die Anweisungen ausgehen sollten, Schleusentore und Absperreinrichtungen so umzustellen, damit Löschfahrzeuge betankt und Hydranten mit entsprechendem Wasserdruck versorgt werden würden.

Die Anforderung der Feuerwehr für große Mengen Löschwasser kam zügig bei ihm an – und was geschah? Erstmal nichts. Es stellte sich nämlich heraus, dass Mr. Manuel die oben genannten Punkte nicht als schöne Gedanken oder als “nach Möglichkeit anzustrebende ökologische und soziale Werte” verinnerlicht hatte, sondern dass es sich dabei um seine persönliche Ideologie handelte.

Entsprechend hat M. Kaleo Manuel nach der Anforderung der Feuerwehr erstmal innegehalten, um “mindful” mit der nun anstehenden Herausforderung umzugehen. Dazu gehörte für ihn z.B. eine Telefonkonferenz mit den möglicherweise betroffenen Landwirten. Und Beratungen mit anderen ums Wasser Besorgten, um herauszufinden, welche Konsequenzen die Wasserentnahme der Feuerwehr wohl für das Gemeinwohl hätte. Ich kann mir vorstellen, dass unser bewusster junger Mann ungefähr so dachte: “Sollen diese reichen Leute doch erstmal ihr Poolwasser zum Löschen nutzen, bevor wir da noch zusätzlich wertvolle Ressourcen reinpumpen”. Das ist eine Unterstellung. Nachweislich den Fakten entspricht jedoch dies: Bis Mr. Manuel durch war mit seinen Achtsamkeits-Überlegungen, vergingen 5 (!) Stunden.

Das Resultat: Der Waldbrand konnte sich in West-Lahaina ungehindert ausbreiten und ganze Stadteile vernichten, 115 Menschen starben, über 300 werden vermisst. Man hat diesen Mann mittlerweile von seinem Posten enthoben.

So tragisch diese Begebenheit ist, ich möchte daraus lernen. Ich möchte mir angewöhnen, Werte von Ideologie zu unterscheiden. Ich möchte den Sinn dafür schärfen, gute Gedanken oder schöne Impulse von dem zu trennen, das wahre menschliche – und würdige – Grundlagen unseres Denkens und Handels sein sollten. Die oben genannten Werte aus der Liste sind schöne Impulse – als anwandte ideologische Ausgangspunkte oder bindende Leitlinien hatten sie jedoch tödliche Folgen.

Ich möchte besonders Menschen, die sich anbieten, Verantwortung zu tragen und die deshalb um meine Wählerstimme werben, bewusster darauf abklopfen, ob sie unterscheiden können zwischen schönen Gedanken und erstrebenswerten Idealen einerseits und praktischen Erfordernissen in der realen Welt andererseits. Und wenn jemand danach riecht, dass sich die persönlichen Ideale ideologisch verfestigt haben, möchte ich noch genauer hinschauen. Dann möchte ich kritisch hinterfragen: Welche Aktionen (oder wie in diesem Fall, Reaktionen) sind wohl von solch einer Person zu erwarten, wenn es wirklich darauf ankommt?

Wer die Fakten aus diesem Beitrag selbst überprüfen möchte, hier ist die Quelle, einschließlich eines Statements von Mr. Manuel selbst:

https://nypost.com/2023/08/19/hawaii-official-worried-about-equity-over-water/?utm_source=url_sitebuttons&utm_medium=site%20buttons&utm_campaign=site%20buttons

Ich wünsche uns allen ein nachdenkliches Wochenende!

Euer Bernd