Stadt und Land

Wer wissen möchte, wo wir in 10 oder 15 Jahren sind, tut manchmal gut daran, übern großen Teich zu schauen. Dort kann man Entwicklungen beobachten, die irgendwann rüberschwappen zu uns.

Eine Entwicklung ist dort aktuell massiv: Nämlich die Überlegung, ob es wirklich so weise ist, in riesigen Städten immer mehr Menschen zu konzentrieren. Neben der Corona-Pandemie ist es die Polizeigewalt und die Übergriffe der Demonstranten, die das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Bereits vorher haben viele Elemente die bunten, lauten Verheißungen der “riesigen Stadt” in Frage gestellt: Preise fürs Wohnen, das Gefährungspotential, die schlechten Schulen, um nur ein paar zu nennen.

Es spricht sich langsam rum, dass es echte Alternativen gibt. Das wird mir fast täglich vor Augen geführt: Wenn ich nach Husum zur Arbeit fahre, nehme ich die Route über Ostenfeld. Dort ist z.Zt. die Ortsdurchfahrt gesperrt und ich muss über einen Schleichweg südlich der Hauptstraße ausweichen. Dieser Schleichweg führt direkt an der Schule vorbei. Blitzblank, wunderschön, anspruchsvolle Architektur, top angelegter Garten, gegenüber ein kleines Schwimmbad – nix spektakuläres, aber genauso sauber. Ein paar hundert Meter weiter eine neue Villa, wie man sie vielleicht in Düsternbrook oder Russee (= Inseln der Reichen und Schönen in Kiel) erwarten würde. Und ich denke mir: Aha, da hat jemand begriffen, wo es sich lohnt, nachhaltig zu investieren! Und Ostenfeld ist noch gar nichtmal so speziell: In Mildstedt z.B. sieht es nicht viel anders aus.

Was bedeuten diese Beobachtungen für mich – was können sie für uns bedeuten? Zuerstmal sollten wir alle Minderwertigkeit ablegen, die sich vielleicht eingeschlichen hat, weil wir “aufm Land” leben. Dann sollten wir damit rechnen, dass der Schatz, den wir jeden Tag unbewußt genießen, vielleicht denmächst auch für Städter als Gold erkennbar wird: Geringe Krimminalität, eine höhere Dichte intakter Familienstrukturen, ein Bewußtsein für den Wert der “Heimat” im Sinne der lokalen Gemeinde und ihres Umfeldes. Das Streben der gesamten Gemeinschaft, vor Ort Qualität zu schaffen und die Bereitschaft, diese auch zu erhalten. Kurze Wege für Leute, die was verbessern wollen. Eine andere Dimension des Respekts voreinander (geh mal hin zu zähle in Ostenfeld oder Mildstedt die Graffitis an den Wänden – das geht ganz schnell).

Was überm großen Teich jetzt schon als regelrechter Exodus aus der Stadt in die Vorstädte und aufs Land beobachtet werden kann, könnte bald auch bei uns ankommen! Wer jetzt die Chance hat, zu wählen, weil er in der Phase ist, sich über den “Nestbau” Gedanken machen zu dürfen – wähle weise!

Liebe Grüsse

Bernd

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