Neue Runde im Kulturkampf in den USA eingeläutet

Dass sich Abtreibungsgegener und Abtreibungsbefürworter (sorry für die Wortwahl, mir ist klar, dass es natürlich keinen Abtreibungsbefürworter gibt, das Wort steht hier nur als Füllwort für einen noch längeren Satz als diesen, der die Gegenposition politisch korrekt wiedergeben würde) in den USA unversöhnlich gegenüberstehen, ist bekannt. Weniger bekannt ist, dass es in diesem Kampf eine feine Linie gibt, die bisher beide Seiten respektiert haben: Steuergelder können zwar benutzt werden, um Abtreibungsorganisationen zu fördern (Planned Parenthood bekommt ca. 450 Millionen $/p.a.), keinesfalls dürfen Steuergelder jedoch dazu benutzt werden, dirket Abtreibungen zu finanzieren. Das regelt das sogen. “Hyde Amandment”. Als diese Rechtsverordnung in Kraft trat, stimmten ihr nicht nur die Republikaner zu, sondern 248 Demokraten im Repräsentantenhaus und 48 Demokraten im Senat.

Das bedeutet: Eine breite Mehrheit kam zum Konsens, dass wenn Abtreibungen schon legal sind, jedenfalls ein Amerikaner gezwungen werden darf, durch seine Steuergelder direkt Abreibungen zu finanzieren. Diese Regelung hört sich für uns fremd an, weil wir als Europäer gewohnt sind, mit unseren Steuergeldern oder unfreiwilligen Beiträgen alles Mögliche zu finanzieren, mit dem wir nicht unbedingt einverstanden sind. US-Amerikaner denken anders – sie sind ja (unter anderem) aus Europa auch deshalb ausgewandert, um nicht mehr in dieser Weise gegängelt zu werden, und aufgebrochen ins “Land of the Free”.

Vor diesem Hintergrund spielt das “Hyde Amandment” eine grosse Rolle. Nun haben letzte Woche “President Elect” Biden und seine Demokraten diese “Waffestillstandslinie” angestet, indem sie eine Gesetzesvorlage in die Anhörung brachten, die das “Hyde Amandment” eliminieren würde. Weil das hier vereinfacht dargestellt ist, hier der Satz, mit dem man im Netz mehr dazu finden kann: “House Committee on Appropriations hosted a hearing to push forward a Democratic bill that would eliminate the Hyde amendment”.

Warum erwähne ich das hier? Weil die deutsche und europäische Darstellung, dass Donald Trump der zündelnde Brandstifter im amerikanischen Kulturkampf ist, sehr einseitig ist. Trump poltert. Trump hat unsägliche Charakterschwächen. Trump ist ein leicht auszumachendes Ziel für Gutmenschen jeder Couleur und gibt eine super Projektionsfläche für politsch korrekten Ekel ab.

Doch er ist nicht der Einzige, der zündelt. Sollte der demokratische Vorstoß, das “Hyde Amandment” auszuhebeln, erfolgreich sein, wäre das viel mehr als zündeln – egal wie seriös, vernünftig und sozial verpackt es verkauft wird. Es wäre eine Bombe, die das Potential hätte, den fragilen Zusammenhalt der Menschen in den Vereinigten Staaten vollens zu zerstören. In Europa werden wir diese Zusammenhänge nicht in den Nachrichten finden. Bei uns wird dann nur darüber berichtet werden, wie ewiggestrige, militante Abtreibungsgegner wieder Unfrieden in die Gesellschaft bringen. Deshalb war es mir wichtig, einmal diese Zusammenhänge aufzuzeigen – manchmal ist es gut, das ganze Bild zu sehen!

Liebe Grüsse

Euer Bernd

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