Mal das ganze Dorf…

Von Beerdigungen kenne ich das: Obwohl die Kirche sonst ziemlich leer ist, sind dann doch alle da, wenn es darum geht, einer wichtigen Persönlichkeit die letzte Ehre zu erweisen und mit der Familie zusammen den letzten Gang zu gehen. An dieser Stelle wird dann der Kirche und dem Pastor die Kompetenz zugetraut, die Gemeinschaft zu begleiten.

Am letzten Wochenende war auch eine Dorfgemeinschaft zusammen – aber diesmal ging es nicht ums Ende des Lebens, sondern darum, gute und gelungene Anfänge zu feiern! Wir zelebrierten das 20-jährige Bestehen eines Pfadfinderstamms, der das absolute Wohlwollen des Dorfes genießt. Warum? Weil durch die Pfadfinderarbeit den Kindern dieser Gemeinschaft tolle Werte in einem sicheren Rahmen vermittelt werden, weil ihnen zu einem richtig guten Start verholfen wird – und weil Eltern und Großeltern dies zutiefst schätzen!

Was für ein Unterschied: Statt dankbar an das Ende eines Lebens zu denken oder gemeinsam zu trauern wurde hier Lebenstüchigkeit zelebriert: das Legen von Grundsteinen, der Aufbau gesunder Fundamente bei Kindern und Jugendlichen. Ein Fest so lebensbejahend, so sprühend vor Energie und so hoffnungsfroh – es wirkte regelrecht ansteckend. Was war das Schönste? Nein, nicht Bierbank-Bouldern (blaue Flecken ab der ersten Runde) oder Kistenstapeln (Zuschauer-Applaus ab der 15. Kiste) – das Schönste waren für mich die neidvoll-leuchtenden Augen der kleineren Geschwister, die deutlich ausdrückten: Diese Kluft (Pfadfinder-Fahrtenhemd) werde ich spätestens nächstes Jahr auch tragen – denn solche Abenteuer muss ich unbedingt auch erleben!

Dabei ging es nicht um Optimismus aus Prinzip (sicher auch nicht schlecht) sondern darum, dem Ausdruck zu geben, was Gott sich unter “Leben” vorstellt: Körper, Seele und Geist im Einklang mit dem Schöpfer, der Natur und ihren Möglichkeiten, in der starken Gemeinschaft von Menschen, die bereit sind, liebevoll Verantwortung füreinander zu übernehmen – und die dabei jede Menge Spaß haben!

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass jemand dieses Fest erlebt hat, bei Sinnen ist – und immernoch sagt: “Die Welt ist ein so trüber Ort, da kann man doch keine Kinder hineinsetzen”. Im Gegenteil! Ich kann mir gut vorstellen, dass junge Leute, die das letzte Wochenende miterlebt haben, und denen es geschenkt ist, in einer Ehe zu leben, sich tief in die Augen schauen und … sorry, der Rest wäre nicht jugendfrei – darf aber gerne als Aufforderung verstanden werden 🙂

In dem Jahrzehnten meines Dienstes als Pastor habe ich oft erlebt, wie Gemeinschaften in Not und Trauer zu Gott aufschauten – gut, dass es diese Möglichkeit gibt. Am diesem Wochenende jedoch schaute eine Dorfgemeinschaft auf zu Gott, um ausgelassen und fröhlich das Leben zu feiern – dies sollten wir unbedingt öfter tun!

Eine herrliche Sommerwoche wünscht

Euer Bernd

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