Kügelchen?

Mein Vater hat in seinem Berufsleben vieles ausprobiert. Er war unter anderem Trickzauberer, Gärtner, Erfinder, Prediger und Heilpraktiker. Seine Heilpraktikerausbildung mit Schwerpunkt “klassische Homöopathie” fiel in meine Teenagerzeit. Ich bin sozusagen mit dem Globuli unter der Zunge aufgewachsen.

Da mein Vater alles, was er tat, mit einer gewissen Leidenschaft verfolgte, waren wir als Familie mittendrin in Samuel Hahnemanns Lehren und Theorien, wir lernten, dass Gleiches mit Gleichem zu heilen ist, dass verschüttelte Wirkstoffe hochverdünnt aber feinstofflich effektiv Informationen übertragen, durch die körpereigene Selbstheilungkräfte aktiviert werden – und das ohne Nebenwirkungen!

Ich habe mich in meinen jungen Erwachsenenjahren davon distanziert, weil theologische Gründe gegen diese Heilmethode sprechen: Christen glauben, dass Gott Mensch wurde und sündlos starb, um die Misere bzw. Krankheit der Menschheit zu heilen. Also nicht “Gleiches mit Gleichem” sondern der Unschuldige für die Sünde. Gift wird mit Gegengift bekämpft. Im Alternativsprech: Christsein ist vom Ansatz her nicht Homöopathisch, sondern Allopathisch. Und da Hahnemann sein Heilprinzip als Universalprinzip verstand, war für mich Homöopathie nicht mehr mit dem Glauben vereinbar.

In meinen 20er-Jahren reichte mir dieser etwas dogmatische Ansatz, heute spielen andere Argumente eine mindestens ebenso große Rolle, drei davon sollen hier erwähnt werden:

  • Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass Menschen, die sich homöopathisch behandeln lassen, niemals wirklich fertig werden damit? Je tiefer sie sich hineinbegeben, desto intensiver wird ihre Beziehung zum Heilpraktiker und ein Ende ist nicht in Sicht. Ich kenne einige von diesen “ewigen” Patienten, die regelrecht nervös werden, wenn der Heilpraktiker ihres Vertrauens seinen Urlaub ankündigt.
  • Nicht alle, die zu Kügelchen greifen, glauben auch an Verschwörungstheorieen, aber die überwältigende Zahl derer, die eine Verschwörungsmentalität haben, greifen zu Homöopahtie. Weil alles so gut zusammenpasst: Misstrauen den Mächtigen gegenüber, der Glaube, dass noch ganz andere Kräfte am Werk sind, als die, die wir sehen können, die übermächtige, böse Pharmaindustrie, die im Verborgenen ihre Fäden spinnt… am Ende formt sich daraus eine regelrechte Weltanschauung.
  • Der homöopathische Ansatz verführt zu Egozentrik. Die eigene Erfahrung, egal wie subjektiv sie auch sein mag, wird zum Maßstab für richtig und falsch. Das geht so tief, dass Kritik an Homöopathie direkt persönlich genommen wird. Oftmals reagieren Menschen so empfindlich auf Globuli-Kritik, wie andere, wenn man ihnen den Glauben madig macht.

Solche Aspekte werden für mich neben der Dogmatik immer wichtiger, denn sie zeigen, dass gesunde biblische Lehre – oder die Abkehr davon – ganz viel mit dem Leben zu tun hat – und sich sehr konkret auswirkt in der sichtbaren Welt.

Nur um es klarzustellen: Ich bin ein Befürworter der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde), weil es über den Globus verstreut unglaublich viele, tolle und noch wenig erforschte Heilpflanzen gibt, geschaffen von einem genialen Schöpfer, uns zum Wohle. Dazu freue mich an der Forschung und gönne es jedem von Herzen, Zugang zu tollen Medikamente aus Laboren zu haben, die von begnadeten Forschern betrieben werden. Dazu das Vertrauen an das direkte Eingreifen Gottes durch Gebet – auch in aussichtslosen Fällen. Ja, es gibt Kräfte zwischen Himmel und Erde, die wir nicht sehen können – und eben deshalb ist uns ein Handbuch zum Umgang damit an die Hand gegeben worden – und das ist nicht Hahnemanns “Organon” – sondern die Bibel. Erprobt seit Tausenden von Jahren!

Diese gesunden Ansätze zur Heilkunde (Pflanzen, Forschung, Glaubensgebet) halten uns zwar etwas demütig aber auch frei von ungesunden Bindungen und Ideologieen. Und wie gut ist es darüberhinaus in einer vernetzten Welt zu leben, die mir und Ihnen und so vielen Menschen gleichermaßen Zugang gibt zu solch vielfältigen Möglichkeiten der Hilfe.

In diesem Sinne ein gesundes Wochenende allen Lesern!

Euer Bernd Kollmann

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