Für Mitdenker, Schüler , Studenten…

…und alle, die Ihr Gehirn nicht so gerne an der Garderobe abgeben.

Zur Zeit kaue ich auf Franz Rosenzweig rum “Der Stern der Erlösung” (Bibliothek Suhrkamp), und bin in diesem Zusammenhang auf eine spannende Sache gestossen, die ich gerne mit Euch teilen möchte:

Dabei geht es um die “Theodizee”, also die “Rechtfertigung Gottes”. Aus dem Dunstkreis der griechischen Philosophie und der (westlich-europäischen) Aufklärung kommt die Idee, Gott festzunageln auf logische Begriffe, die ihn auf den ersten Blick ehren und sich theologisch korrekt anhören – aber ihn dann sozusagen in die Enge treiben und ihn zuletzt ad absurdum zu führen. Also z.B. so:

“Wenn Gott Allmächtig und allwissend und allgegenwärtig ist und obendrein voller Güte und Liebe, warum lässt er dann das Böse zu?” Antwort: “Entweder er ist nicht Allmächtig, allwissend oder allgegenwärtig, dann ist er nicht Gott, oder er ist nicht liebevoll und gut, dann braucht man ihn nicht — oder es gibt ihn einfach gar nicht.”

Was ist der Fehler an dieser – oder ähnlichen – Argumentationen? Es ist das “festpinnen” Gottes an Begriffen, die ihm ungefragt übergestülpt werden. Wir reduzieren ihn damit auf menschliche Logik, holen ihn sozusagen in unser Denklabor, befestigen in unter einer Glasplatte, legen ihn unter unser Mikroskop und schauen mal ganz genau hin. Das kann nur schiefgehen!

Die Alternative ist, zu überlegen, was er über sich selbst sagt, sich darauf einzulassen und dann an diesen “Selbstoffenbarungen” zu prüfen, ob man ihm mehr Vertrauen schenken möchte – oder ob man lieber in der innerlichen Distanz zu ihm bleibt.

Dazu ist Weihnachten ein super Ansatzpunkt! Gott offenbart sich in zu Weihnachten nicht in den “All…-Begriffen”, sondern als Baby in einer Futterkrippe – in einem bestimmten Stall geboren. Das ist skandalös und natürlich aus menschlicher Sicht zutiefst ungerecht: In einem Stall wird es Heilige Nacht, im Stall daneben bleibt es dunkel und kalt. So ist er. Wer sein Licht und seine Liebe erleben möchte, muss sich also in den richtigen Stall bequemen. Als Hilfe dazu dient ein Stern darüber. Und so ziehen die Weisen an unzähligen kalten Ställen vorbei und finden irgendwann den Richtigen.

(Fortsetzung folgt)

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