Das nenne ich mal Familienförderung:

Sieben Maßnahmen für die Familie

Wir kennen Ungarn aus den Nachrichten – es soll dort eine Art Diktatur geben. Ein böser Regierungschef handelt dort gegen europäische Werte. Nationalistisch. Fremdenfeindlich. Rückwärtsgewandt. Mich hat das Leben gelehrt, dass es schlau ist, mal beide Seiten zu betrachten. Und was Ungarn betrifft, bin ich dabei auf einen Schatz gestoßen, der nirgendwo in deutschen Medien erwähnt wird – man muss tiefer graben, um ihn zu finden. Der Schatz ist eine Familienpolitik, von der ich niemals geglaubt hätte, dass sowas noch möglich ist. Hier die Eckpunkte:

Schuldenabbau: Verheiratete Paare, bei denen die Frau jünger als 40 Jahre alt ist, können ein zinsfreies Darlehen bis zu 31 000 Euro beantragen. Die Rückzahlung kann verringert oder gar ganz erlassen werden, je nachdem wie viele Kinder das Paar bekommt.

Kinderreiche Familien (mehr als vier Kinder) können auch ein Darlehen bis zu 48 000 Euro erlassen bekommen.

Auto: Familien mit drei Kindern erhalten einen Auto-Zuschuss von 7 800 Euro, wenn sie ein neues Auto mit mindestens sieben Plätzen kaufen.

Wohnen: Für das zweite Kind können Familien ihr Hypothekendarlehen um 3 100 Euro verringern, für das dritte um 12 500 Euro.

Eigentumsbildung: Familien können ihre Kredite für Haus oder Wohnung zinsgünstig erweitern, um weiteres Wohneigentum zu bilden und so für das Alter vorzusorgen.

Wahlfreiheit: Bis Mitte 2022 soll jedes Kind kostenfrei einen Krippenplatz bekommen können. Deshalb werden ab 2019 jedes Jahr 21 000 Krippenplätze eingerichtet. Wenn ein Elternteil sich in den ersten drei Jahren für die Erziehung des Kindes entscheidet, wird dies mit einer staatlichen Lohnersatzleistung, also einer Art Elterngeld, gefördert.

Tagesmütter: Auch Großeltern sollen nach einer kurzen Ausbildung diese Funktion ab dem 1. Januar 2020 übernehmen können. Ihnen stehen dann wie in Frankreich eine Entschädigung und Sozialleistungen (bezahlter Urlaub, Krankenversicherung, Rente) zu.

Steuern: Frauen, die wenigstens vier Kinder geboren haben oder mit dem vierten Kind schwanger gehen, sollen lebenslang von der persönlichen Einkommenssteuer befreit werden.

Solch eine Familienpolitik kostet Geld. Die Regierung Orban hat es in die Hand genommen. Denn auch das ist eine Frage der Haltung und Einstellung. Für die ungarische Regierung handelt es sich eben nicht um Kosten, sondern um Investitionen in die Zukunft. Seit Orban an der Macht ist (2010), haben sich diese Investitionen gemessen am Bruttosozialprodukt (BSP) glatt verdoppelt. Sie betragen heute knapp fünf Prozent des BSP, das ist auch doppelt so viel, wie die OECD empfiehlt. Das Ergebnis dieser Politik ist mehr als deutlich. Nach den offiziellen Statistiken ist die Zahl der Scheidungen um 22,5 Prozent gesunken, die Zahl der Eheschließungen dagegen um 43 Prozent gestiegen. Auch die Zahl der Geburten ist deutlich gestiegen, die Geburtenquote pro Frau liegt bei 1,5. Vor neun Jahren lag sie bei 1,23. Auch bei den Abtreibungen ist das Ergebnis bemerkenswert. Die Erleichterungen für Adoptionen und die Hilfen für Alleinerziehende und Familien haben die Abtreibungszahlen um 33,5 Prozent gesenkt.

Bei allem Ungarn- und Orban-Bashing in unseren Medien sollte man solche Nachrichten zwischendurch auch mal hören, um das ganze Bild zu bekommen.

Wer es noch fundierter haben möchte und tiefer einsteigen will, hier ein entsprechender Artikel:

https://www.nzz.ch/international/geburtenpolitik-polen-und-ungarn-babys-statt-migration-ld.1637413?mktcid=smsh&mktcval=E-mailhttps://www.nzz.ch

Schönen Tag noch!

Euer Bernd

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