Bemuttert, Bevormundet oder Entmündigt?

Wie die meisten von euch zahle auch ich Steuern. Wie ich finde, nicht zu knapp. Dafür erhalten wir Leistungen. Z.B. unterhalten wir mit unseren Steuergeldern den Bundeswahlleiter und seine Behöre und das Bundesamt für Datensicherheit. Die haben sich heute getroffen und uns – also die Steuerzahler – sozusagen ihre Arbeitgeber – darüber informiert, dass im Superwahljahr 2021 unser Land gegen Cyberangriffe verteidigt werden müsse. Auf die Frage, gegen wen wir uns denn verteidigen sollten, berichtet die FAZ folgendes: Schönbohm (Präsident des Bundesamtes für Informationstechnologie) wollte dazu in der gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeswahlleiter Georg Thiel nichts Konkretes sagen. „Wir im BSI sind der Torwart“, da spiele es keine Rolle, ob der Schuss von Bayern München oder dem VfL Bochum komme, solange er nicht ins Tor gehe.”

Ich darf also nicht wissen, gegen wen die Leute, die ich bezahle, in meinem Auftrag kämpfen? Warum nicht? Glaubt Arne Schönbohm, ich kann mit der Information nicht umgehen? Glaubt er, mein zartes Gemüt kann die Wahrheit nicht ertragen?

Natürlich ist es Unsinn, uns vorzuspielen, man verteidige uns gegen “irgendwen” und es wäre unwesentlich, von wem die Bedrohung komme. Jedem vernünftigen Menschen ist klar, dass unsere Cyberkrieger ganz genau wissen, gegen wen sie aufrüsten und unser Land verteidigen müssen. Nur wer seinen Feind kennt, kann erfolgreich Strategieen zur Verteidigung entwickeln. Und hier hinkt auch das bemühte Fußball-Beispiel: Klar schauen sich Trainer, Spieler und der Torwart den jeweiligen Gegener ganz genau an, analysieren ihn präzige und entwerfen dann eine entsprechende Strategie.

Ich bin mir noch unsicher, ob ich mich heute von unserer Regierung bemuttert, bevormundet oder entmündigt fühlen soll. Aber eines ist völlig klar: Menschen so “in Watte zupacken” ist keine gute Sache. Die Haltung zu stärken: “Ich muss das nicht wissen, die Regierung macht das schon” fördert kein mündiges Bürgertum. Es wäre genauso, wie wenn die NATO ihre Herbstmanöver an die Grenze zur Schweiz verlegen würde, um deutlich zu machen, es käme nicht auf den Gegner an. Diese Manöver finden aber vor allem in Osteuropa und im Baltikum statt. Weil die NATO sich nicht geniert, deutlich zu machen, wo sie mit einiger Berechtigung den Feind vermutet. Richtig so. Transparenz ist immer besser. Und ich weiß dann auch, für was meine Steuergelder verbraten werden.

Schöne Woche noch!

Liebe Grüsse

Euer Bernd

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert