Wirf dein Brot ins Wasser, nach vielen Tagen kannst du es wiederfinden.

Dieser Satz stammt aus dem biblischen Buch Kohelet bzw. Prediger Kap. 11,1. Er beschäftigt mich, weil das Predigtthema für nächsten Sonntag “Mut” ist. In diesem Zusammenhang wurde mir ein Aspekt wichtig, der aber den Rahmen des Gottesdienstes sprengen würde, deshalb soll er in diesem Forum erwähnt werden:

Wir alle müssten Entscheidungen treffen, obwohl wir die Zukunft nicht kennen – und uns nicht einmal in der Gegenwart alle Fakten bekannt sind, die für unsere Entscheidungsfindung wichtig wären. Es ist also tüchtig Mut erforderlich – und der fehlt vielen Menschen. Sie suchen dann – bewusst oder unbewusst – nach Auswegen, bei denen mangelnde Courage kein Problem ist. Einer dieser Auswege ist die Ideologie. Irgendeine fixe Idee irgendeines schlauen Menschen, an der ich mich festhalte und dann einfach annehme, dass sie schon richtig sein muss. Dazu gleich mehr – doch zuerst zurück zum Bibelvers:

Er spricht von mutigen Investitionsentscheidungen. Meditiert man darüber, kann man förmlich den hanseatischen Kaufmann alter Zeit vor sich sehen, der sein ganzes Vermögen in ein Segelschiff nach Madagaskar investiert, um Pfeffer zu kaufen. So wirft er sein “Brot ins Wasser”, um einige Monate und viele schlaflose Nächte später weit hinten am Horizont ein paar Segel auszumachen, die sein Schiff zurückbringen, ihm ein Vielfaches des eingesetzten Vermögens bescheren – und ihm einen lustigen Spitznamen einbringen werden: Hamburger Pfeffersack.

Das ist nichts für Feiglinge, denn Unterwegs warten unzählige Gefahren: Stürme, Piraten, Krankheiten, Meutereien und kriegerische Auseinandersetzungen. Wer das nicht tragen möchte, ist natürlich offen für andere Ansätze – auch ideologischer Art. Und so etablierte sich vor 150 Jahren bei uns in Deutschland eine Ideologie, die allen mutlosen Feiglingen recht gab und auf der sich jeder perfekt ausruhen konnte, der sich nicht traute, sein “Brot ins Wasser zu werfen”. Bis heute spukt diese Ideologie in vielen Köpfen und dient als Ruhekissen – oft unbemerkt. Und weil es auch in anderen Ländern genug mutlose Menschen gibt, trat diese Ideologie förmlich einen Siegeszug um die Welt an:

Es ist der Gedanke, dass es zwischen Arbeit und Kapital eine Trennung gibt. Und damit nicht genug: es wird propagiert, dass diese Trennung soweit geht, dass man von verschiedenen “Klassen” sprechen kann, die sozusagen “natürliche Feinde” seien – die eine Klasse wird von der anderen ausgebeutet. Wer dieser Ideologie in seinem Denken Raum gibt, müsste eigentlich den oben genannten Bibelvers aus seiner Bibel streichen, und sagen: “Ich gehöre zur Arbeiterklasse, an mir ist es nicht, Investitionsrisiken zu tragen, dass sollen mal schön die tun, die zur Klasse der Kapitalisten gehören.” Hier haben wir haben hier die perfekte Begründung für Mutlose und gleichzeitig das Ticket in die Opferrolle, die Neidkultur und auf die Achterbahn der Armut.

Gerne möchte ich sie heute herausfordern, dieses “Ruhekissen für Mutlose” aus ihrem Leben zu entfernen! Werden sie ein Mensch, der sein ganzes Menschsein, wie Gott es geschaffen hat, annimmt – und dazu gehört es, sowohl Arbeiter als auch Kapitalist zu sein! Es sind nämlich keine unterschiedlichen Klassen, sondern zwei Seiten einer Medallie – nämlich die der kostbaren Münze ihres Menschseins, wie Gott es beabsichtigt hat! Fangen sie an, sich selbst als Arbeiter UND Kapitalist zu sehen!

Diese Aufforderung ist übrigens nicht nur die Aufforderung eines frommes Pastors, der über das biblische Buch des Predigers nachdenkt. Unsere Regierung hat in mühevoller Arbeit eine ganze Rechtsabteilung geschaffen, durch die jeder Arbeiter sehr leicht Investitionsentscheidungen treffen kann, um so die “Kapitalistenseite” seines Lebens auszuleben und zu stärken: Das Aktienrecht. Jeder kann selbst mit kleinsten Beträgen Anteile von tollen Firmen erwerben. Grenzenlos. Zu extrem günstigen Konditionen. Niemand muss mehr ein ganzes Segel-Frachtschiff ausrüsten, um lohnende Investitionen zu tätigen. Wenige 100 Euro Startguthaben und ein paar Klicks auf dem Computer oder dem Smartphone – und schon sind Sie Investor!

Wer letzte Woche die Wirtschaftszeitungen gelesen hat, konnte mitverfolgen, wie tragisch sich die kranke Ideologie der Trennung von Arbeit und Kapital in unserem Land auswirkt: Weil die Deutschen sich nicht an ihren eigenen Firmen beteiligen, kommen andere – allen voran die Chinesen – und räumen richtig groß ab. Konkret: Weil wir uns weigerten, uns selbst Anteile eines der besten Autowerke der Welt zu sichern, sank der Preis dieser Aktien ins bodenlose und der chinesische Investor, der bereits Volvo besitzt, konnte sich 10% der Automarke mit dem Stern abgreifen. Das ist nur ein Beispiel: Fakt ist, dass knapp 60% der Dividendenzahlungen deutscher Firmen ins Ausland abfließen! Mit anderen Worten: Wir begnügen uns mit der Arbeit und überlassen den Löwenanteil des Gewinns unserer Arbeit – ohne Not – dem Rest der Welt. Wie krank ist das denn!

Nochmal der Grund: Im Keller unserer Entscheidungsprozesse spukt Karl Marx mit der fixen Idee, dass es eine Trennung zwischen Arbeit und Kapital gibt. Zusammen mit unserer Feigheit und unseren Verlustängsten ergibt sich ein Denkbrei, der uns dann so steuert, dass wir von den Möglichkeiten des Lebens, die unser Schöpfer uns zugedacht hat, ausgeschlossen bleiben.

Was würde der Apostel Paulus dazu sagen? Er drückt es genial, aber etwas verschachtelt aus: “Fügt euch nicht in die kranken Denkschemen dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Denksinnes, damit ihr den Willen Gottes erfassen könnt” (frei nach Römer 12,2).

In diesem Sinne eine mutige Restwoche!

Euer Bernd Kollmann

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