Genesisprojekt: Kain und Abel – die Neidfrage

Dies ist wahrscheinlich die herausfordernste Botschaft in der Genesis-Reihe bis heute. Wer möchte, kann sie leicht missverstehen. Deshalb gibt es unten noch ein paar klärende Worte… aber jetzt erstmal viel Freude mit dem Beitrag:

Der provokative Satz ist richtigerweise zu verstehen im Sinne des Nobelpreis-Gedankens: Ein Mensch erreicht überproprtional viel – das gestehen wir neidlos zu, belohnen das noch zusätzlich – und tun es, weil das, was dieser Mensch vor allen anderen erreicht hat, die ganze Menschheit enorm bereichert. In diesem Sinne ist der Nobelpreisgedanke eine Zurückweisung des neidschwangeren Nullsummenspiels: „Weil einer sich mehr nimmt, habe ich zuwenig“. Die Juden als Kulturvolk machen ca. 0,6% der Weltbevölkerung aus – räumen aber – je nach Zählweise – zwischen 20 und 30% der Nobelpreise ab. Ähnlich verhält es sich auch bei den Patenten weltweit. Wir alle profitieren ungemein von ihrem Genius und ihrer Exzellenz.

Ein Mann, der das in Bezug auf Juden so deutlich sah wie kaum jemand sonst, ist der österreichtische Ökonom Ludwig von Mises. Nach der Machtübernahme der Nazis in Österreich 1938 hatten bereits Ende 1939 fast alle jüdischen Unternehmer und Wissenschaftler Österreich verlassen. In einem Bericht an Otto von Habsburg brachte von Mises seine Sorge über diesen „Brain-Drain“ zum Ausdruck, hier sinngemäss wiedergeben: „Wir sind ein karges Bergland und eine Agrarnation mit wenigen natürlichen Resourcen. Obwohl unsere Böden nur für die Ernährung von vielleicht zwei Millionen geeignet sind, müssen wir 6,5 Millionen satt machen. Um diese Lücke mit industrieller Produktion zu füllen, brauchen wir Forscher und Unternehmer, die das Know-How und die Fähigkeit haben, Güter für den Weltmarkt zu entwickeln, zu produzieren und zu vermarkten. Von solchen Menschen gab es ungefähr 1000 in unserem Land, aber zwei Drittel dieser Leute waren Juden – jetzt sind sie weg, zerstreut über die ganze Welt und beginnen irgendwo bei null.“ Leider habe ich diese Aussage nur auf Englisch gefunden in „Ludwig von Mises: A Draft of Guidelines for the Reconstruction of Austria“.

Diese objektive und neidlose Sicht der Tatsachen, die jedes Quotenstreben und alle Gleichmacherei beiseitewischt, ist gemeint. Wir brauchen geniale Leute, weil wir alle davon profitieren – so einfach ist das.

Weil dieser Punkt entscheidend ist, soll er nochmal verdeutlicht werden an einem Beispiel aus Deutschland von heute – man kann das life beobachten, indem man Lörrach oder Rheinfelden besucht. Städte an der Schweizer Grenze. Die Menschen dort könnten neidisch auf die reichen Schweizer auf der anderen Rheinseite zu blicken. Sie könnten mit einem von der Philosophie des „Nullsummenspiels“ vernebelten Blick sagen: „Die Schweizer sind so reich, deshalb sind wir so arm – ist doch klar – was sie sich nehmen, muss uns ja fehlen“. Doch die Menschen in Lörrach und Rheinfelden denken völlig anders – statt neidsich auf die Nachbarn zu blicken, entscheiden sie sich, vom Unternehmergeist, dem Fleiß, von der ökonomsichen Freiheit und vom daraus resultierenden Wohlergehen der wohlhabenden Nachbarn zu profitieren: Sie nutzen den kleinen Grenzverkehr, sie arbeiten drüben, liefern zu oder kaufen sich Aktien von Schweizer Unternehmen. Neidlos gönnen sie und profitieren selbst davon. Denn am Ende bleibt niemand für sich alleine reich.

Auf den Punkt gebracht: Würden die Palestinenser so ticken wie die Lörracher oder die Rheinfeldener, wäre der Nahostkonflikt zuende. Genau hier verläuft die Front in den Köpfen:

Ist die Armut in Gaza oder dem Westjordanland darauf zurückzuführen, dass sich die Juden zuviel nehmen, weshalb die Palästinenser zwangsläufig leer ausgehen? Das wäre die Neidsicht im Sinne des Nullsummenspiels.Oder alternativ überlegt: Ist die Armut dieser Länder wesentlich darauf gegründet, dass sie sich weigern, von den genialen Menschen in ihrer Nachbarschaft angemessen zu profitieren?

Was stimmt nun? Rechts oder Links? Oder beide ein bisschen? Die Antwort ist keine Raketenwissenschaft. Jeder kann für sich selbst überlegen: Stell dir vor, du hast einen Nachbarn, der Quantentechnologie kann, der Bio-Engineering beherrscht und der dazu noch Halbleiterprofi auf Weltklasseniveau ist – aber du verteufelst ihn, statt zu überlegen, wie du dir diesen einmaligen, genialen strategischen Standortvorteil zunutze machst. Direkt neben dir gibt es einen unglaublichen Schatz – was wäre vernünftiger, als den gekränkten Stolz runterzuschlucken und zu überlegen, wie man wohl davon am Besten profitieren könnte? Die Leute in Lörrach oder Rheinfelden machen seit 70 Jahren vor, wie das geht.

Im Sinne dieser Ausführungen ist die Bibel in Sacharia 12,1-3 zu verstehen: Die Juden und Israel sind Eckstein oder Stolperstein oder sie sind wie ein Becher starken Weins für die Völker – man kann von ihnen profitieren, das nutzen, was Juden hervorbringen, es genießen – oder darüber stolpern oder sie missbrauchen – aber am Ende wird man sich daran verheben: Es ist unsere Entscheidung – wählen wir weise.

Ich hoffe, diese Klarstellung hilft, die Botschaft „in den richtigen Hals zu bekommen“.

Liebe Grüsse

Euer Bernd

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