Nachtrag zum 7. Tag (akt.)

Als wir gestern an der Hütte ankamen, hatte ich etwas wie ein Sabbat-Erlebnis. Gerne dürft ihr daran teilhaben – vielleicht hilft es ja dabei, für sich selbst besser ranzukommen an das Geschenk des 7. Tages.

Meine Familie ist seit fast 50 Jahren im Besitz einer Ferienhütte. Ich bin da praktisch aufgewachsen – kann mir Freizeit woanders kaum vorstellen. Aber in den 50 Jahren ist es mir nie in den Sinn gekommen, die Ankunft dort mit den Gedanken des 7. Tages zu verbinden – Ihr erinnert Euch – wenn nicht, hier nochmal die komprimierte Zusammenfassung (ausführlich und besser verständlich in der Full-Version weiter unten):

Im Frieden auf das „grosse Ganze“ blicken – mit der eigenen Rolle und Funktion darin – und auch im Zusammenspiel mit den Rollen und Funktionen anderer gelassen, zufrieden und ruhig im Einklang zu sein. In dieser Entspanntheit einen Schritt zurücktzutreten und das Ganze dankbar aus Gottes Hand annehmen. Damit ins Gleichgewicht kommen und sich freuen – um aus dieser Perspektive heraus froh neu den Platz einnehmen im eigenen Sein, den damit verbundenen Rollen, Funktionen und der dazugehörigen Interaktion mit den anderen und der ganzen Schöpfung, wie Gott uns das zugedacht hat.

In 50 Jahren ist es mir nie in den Sinn gekommen, das Betreten der Hütte auch nur annähernd mit Gedanken dieser Art zu verbinden! Ankommen war statt dessen: Zusehen, dass wir bei Tageslicht die Hütte erreichen. Dann mit einer Fahrt von einbigen Kilometern in den Knochen: Lasst uns mindestens die Flächen, die wir direkt betreten, sofort abmähen, bevor alles niedergetrampelt ist. Wie viele Mäuse waren wohl im Haus? Wer hat beim letzten Mal wieder vergessen, das Gift zauszulegen? Ist die Speisekammer dicht geblieben? Fließt die Quelle noch, wie sie soll? Wo ist zuerst unser Handeln erforderlich, damit alles einigermaßen funktioniert? Wer macht was? Wehe jemand hat keine Lust, direkt mit anzupacken… denn bevor überhaupt an Erholung zu denken ist, muss mindestens das Wesentliche geordnet und an seinem Platz sein! So war ein halbes Jahrhundert lang die Stimmung beim “Ankommen”.

Gestern war das zum ersten Mal anders. Das Graß stand nur halb so hoch wie sonst, das Wetter war ein Traum, die Stimmung entspannt. Dankbarkeit lag einfach irgendwie in der Luft. Als ich dann meine Frau sah, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Wir haben soeben etwas vom Geschenk des 7. Tages erlebt. Ohne das bewußt zu „machen“ – es war einfach da! Ich packte die Kamera aus und mußte diesen Moment einfach festhalten: Hier ist jemand im Einklang mit sich selbst und allem drumrum. In der Vorfreude darauf, ganz in die Ruhe einzugehen. Wie wenn die Welt um sie herum dermassen rundum gelungen und im Gleichgewicht wäre, dass die einzig überhaupt denkbare oder vorstellbare Ergänzung dieser frische Blumenstrauß auf dem Tisch ist.

Dieses Zitat bleibt ganz im Positiven – man kann es natürlich auch von einer anderen Seite betrachten – was geschieht, wenn ein Mensch, eine Familie oder eine Gesellschaft sich der Sabbatruhe verweigert? Wir driften langsam aber sicher weg vom “festen Grund” in unsichere, trügerische Bereiche:

* Die biblische Suche nach Gerechtigkeit wird zur einer Jagd nach dem persönlichen Glück
* Das Streben nach Heiligkeit wird zur Suche nach Ganzheitlichkeit
* Statt nach der Wahrheit zu suchen bevorzugen wir gute Gefühle
* So schrumpfen wir unsere Welt zusammen auf die Reichweite unserer Lebensumstände, unserer Sorgen, Verletzungen und Erfahrungen, alles bildet sich zurück und was bleibt ist das eigene Ich im Zentrum unseres Denkens.

Wie gut, dass Gott uns mit dem 7. Tag dazu einlädt, gelassen und dankbar auf Ihn und seine Welt zu schauen, unseren eigenen Platz darin neu zu sehen – und so alles wieder in eine bessere Perspektive zu bekommen (das ist die GÖTTLICHE Relativitätstheorie 🙂 )!

Wir genießen heute die Ruhe – und ich wünsche mir, dass jeder, der in diesen genialen Gedanken Gottes mit eingestiegen ist in den letzten beiden Wochen, auch erleben kann, wie genial und real das ist, was Gott uns mit dem 7. Tag geschenkt hat! Nicht vergessen: Diese Ruhe ist vorhanden – von Gott geschenkt – weil jeder Mensch einen Platz braucht, in dem er im vollsten Sinn des Wortes einfach mal sein kann. Lasst uns also erst morgen wieder weitermachen damit, die Welt zu retten…. – heute ist der 7. Tag!

Lieben Gruß

Bernd

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