9/11 und das eigene Leben (final)

Heute gibt es Beiträge über Beiträge zu den Ereignissen vor 20 Jahren und was daraus geworden ist. In jeder Zeitung und auf jedem Fernsehsender. Als Ergänzung dazu soll an dieser Stelle angeregt werden, von der großen Bühne der Weltpolitik auf unser eigenes, vergleichsweise kleines Leben zu schließen – ich glaube, das lohnt sich. Keinesfalls soll dadurch das Leiden von Opfern missachtet oder geschmälert werden. Diese Vorkommnisse und ihre Folgen können uns jedoch in der Rückschau einiges über das Leben, unsere Welt und den Umgang damit lehren (also kein Besserwisser-Beitrag nach dem Motto “Hätte-hätte-Fahrradkette”, sondern eine Betrachtung möglicher Konsequenzen für unser eigenes Leben in der Zukunft).

Damit es übersichtlich bleibt, wird das hier als Thesen versucht, die werden sich im Laufe des Tages und der kommenden Woche dann nach und nach weiterentwickeln:

  1. Realistische Selbsteinschätzung a.: Worin liegt meine Zuständigkeit? Der amerikanische Präsident musste gegen das Terror-Nest vorgehen, das den Anschlag auf die Türme des WTC plante, organisierte und durchführte. Dafür war er zuständig und das hat George Bush völlig richtig und erfolgreich durchgezogen. Doch dann “on top” zu versuchen, in einer völlig anderen Kultur unsere westliche Werteordnung gewaltsam zu etablieren, bzw. die gesamten Verhältnisse der Region neu zu ordnen, dafür war er nicht wirklich zuständig oder berufen. Die Nato nicht und auch wir Deutschen nicht. Für mein Leben nehme ich mit: Was ist mein persönlicher Zuständigkeitsbereich? Wo endet der? Wofür muss ich sorgen, für was bin ich verantwortlich – und für was nicht?
  2. Realistische Selbsteinschätzung b.: Wie steht es wirklich um die eigene Leistungsfähigkeit? Zuständigkeit zu erkennen, von einer Not betroffen zu sein, eine Handlungsverpflichtung zu spüren ist eine Sache – aber das dann in Verbindung zu setzen mit den realen Möglichkeiten eine andere. Wir streiten in Deutschland darüber, ob die Bundeswehr in Schulen darf, um dort einen Werbestand zur Nachwuchsgewinnung aufzubauen oder nicht. Dazu das das höchst regierungsamtlich gebrochene Versprechen, mehr in Wehrhaftigkeit zu investieren: Nur diese beiden Fakten zeigen, dass wir als Gesellschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die Leistungsfähigkeit haben, einen Wüsten- und Gebirgskrieg am anderen Ende der Welt erfolgreich zu beenden. Es entspricht weder unserem gegenwärtigen Potential noch der gesellschaftlichen Dynamik in Deutschland. Heruntergebrochen auf unsere persönliche Situation könnte ein realistischer Blick auf die eigenen Fähigkeiten z.B. bedeuten: Du magst als Ehepaar zwar die Zuständigkeit haben, für Deine Familie einen geeigneten Wohnraum zu schaffen, aber seid ihr nervlich und organisatorisch in der Lage, wirklich einen Neubau zu stemmen? Oder ist es eher ratsam, einen Gebrauchthauskauf zu erwägen – oder doch besser ein Mietverhältnis anzustreben? Oder lieber Querzudenken und über Tinyhousewohnen / Hausbootwohnen oder ähnliches nachzudenken? Das ist nur ein Beispiel für: Was könnt wir stemmen – wie steht es – realistisch gesehen – um die eigene Tragfähigkeit, die Stressresilienz und die anderen Parameter, die am Ende Leistungsfähigkeit ausmachen?
  3. Setze alles daran, einen integrierten oder ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen. Was nützt es einerseits, den Terrorismus in Afghanistan zu bekämpfen und anderseits islamische Gefährder im eigenen Land zu dulden oder zu zögerlich abzuschieben – oder überhaupt erst reinzulassen? Wir haben islamistisch motivierte Terroranschläge auch in Deutschland erlebt, als Al-Qaida in Afghanistan schon besiegt war. Das ist tragisch. Zurück zu uns: Wie ist das in unserem Leben? Haben wir einen ganzheitlichen Ansatz für unsere persönlichen oder familiären Herausforderungen? Was nützt es, Karriere zu machen, wenn dabei z.B. unsere Ehe auf der Strecke bleibt? Oder unseren beruflichen Traum leben, wenn der uns von unseren Kindern entfremdet, weil wir Sie zu früh oder zu lange in KITAS abschieben. Wahre Berufung integriert das ganze Leben in all seinen Facetten.
  4. Verweigere Dich Spielen (oder Kriegen), bei denen Du die Regeln nicht mitbestimmen kannst, wo immer das möglich ist. Sowohl in Afghanistan als auch im Iraq bestimmte der Gegner die Methoden und verwickelte die Amerikaner und ihre Verbündeten in einen hinterhältigen Guerillakampf, der am Ende nicht zu gewinnen war. Zu unserem Leben: Wo lässt Du Dinge laufen und erlaubst anderen, die Regeln zu machen, statt selbst den passenden Rahmen mitzugestalten? In Freundschaften? Im Job? In der Nachbarschaft? Ganz konkret: Hast Du jemals einen vorgefertigten Vertrag, z.B. einen Maklervertrag oder Mietvertrag komplett gelesen und den einen oder anderen Satz abgeändert? Gewöhne Dir das an, denn warum solltest Du ohne Not und “einfach so” nach den Regeln der Anderen spielen?
  5. Öfter als man denkt ist das drin, was draufsteht – auch dann, wenn das Gefühl etwas anderes sagt.  Islamistische Terroristen sagen glasklar, warum sie Menschen im Westen ermorden: Sie hassen Liberalität, Frauenrechte, Meinungsfreiheit und den Spaß am Leben (Zusammenfassung von Johannes Boie, Die Welt). Wenn dann ein Journalist im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zum nächsten Terroranschlag sagt, es habe sich ein “unbegreiflicher Vorfall” ereignet, dann ist das einfach Unsinn und dient nicht der Information, sondern der Vernebelung. Das Gleiche gilt, wenn Annalena Baerbock heute postet “9/11 war eine Zäsur, der Tag hat deutlich gemacht, wie verwundbar wir sind”. Sie schreibt das, ohne die Täter und ihre Motive zu erwähnen. Das ist eine Nebelkerze und schaut einseitig auf die Wirklichkeit. Für unser Leben bedeutet das, aufmerksam darauf zu schauen, was offensichtlich auf dem Etikett steht, gerade jetzt: Lese Parteiprogramme, statt auf Stimmungen, Umfragen oder das Image einer Persönlichkeit zu schauen. Die jeweiligen Parteien wollen das, was dort drin steht, auch umsetzen. Dazu treten sie an. Prüfe diese Punkte sorgfältig: Willst Du das auch?
  6. Bestimmte Umgebungen fördern oder beherbergen unerwünschte Elemente – rechne bewusst damit: In Meeren tummeln sich Haie, unter Fußballfans gibt es “Hooligans” oder “Ultras” und im Islam finden (und tarnen) sich Islamisten. Ist halt so – das gehört zum Leben – ob uns das passt oder nicht. Und jetzt geht es ans selbst Mitdenken: Analysiere die Umgebungen deines Lebens und überlege: Welche problematischen und unerwünschten Elemente tummeln sich wohl in meiner persönlichen Umgebung, in die ich entweder hineingestellt bin oder die ich mir selbst ausgesucht habe? Wie könnten sie mich und meine Lieben gefährden? Was sollte ich tun, um mich davon zu distanzieren – oder mich und meine Liebsten zu schützen?
  7. Du bist zu schade dafür, offensichtlichem Stumpfsinn Glauben zu schenken. Wem zum Gedenken von über 3000 Toten durch islamistischen Terror am heutigen Tag nichts besseres einfällt als USA-Bashing oder der Klimawandel (wie z.B. Nils Minkmar vom Spiegel), dem solltest Du künftig eher misstrauisch begegnen.

Es ist gut, die Welt mit offenen Augen zu sehen und von Erfahrungen zu lernen. Und es ist möglich, vom Kleinen ins Große und vom Großen aufs Kleine zu schließen. Für mich sind – bei aller Tragik von 9/11 – in den Ereignissen und Entwicklungen rund um diese Katastrophe darin richtig hilfreiche Lektionen fürs eigene Leben zu finden. Erst jetzt, wo die Punkte fertig gesammelt im Blog vor mir stehen, fällt mir auf, wie sehr sie sich direkt oder indirekt auf die Aspekte “Schutz” und “Freiheit” beziehen – ohne das eine gegen das andere aufzuwiegen oder auszuspielen. Ich hoffe, diese Gedanken dienen auch dir und euch.

Liebe Grüße

Bernd

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