Wir haben die Wahl…

Es ist unglaublich: Einerseits leben wir in einer Welt, in der Hugh Herr, ein Mensch ohne Beine, mit seiner Firma MIT im Jahr 2018 den Durchbruch geschafft hat in eine neue Dimension der Biometrik: Künstliche Gliedmassen, die sich durch Gedanken bewegen lassen. Siehe

https://www.youtube.com/watch?v=CDsNZJTWw0w

Schauen Sie von diesem Video einfach die letzten 4 Minuten – auch wenn Sie kein Englisch verstehen: Die junge Frau verlor beim islamistischen Terroranschlag beim Boston-Marathon 2013 ein Bein und tanzt hier zum ersten mal wieder. Die beiden Jungs, die nach der Tanzeinlage auf die Bühne kommen, haben die biometrischen Ersatzteile gebaut, die dieses Wunder ermöglichen. Welche Kreativität! Was für Innovation! Welch ein Segen!

Zur gleichen Zeit auf dem gleichen Globus verhungern Menschen im Jemen und im Süd-Sudan. In Venezuela wird eine vergleichsweise wohlhabende Volkswirtschaft durch sozialistische Versuche so gründlich zerstört, dass bettelarme Venezulaner als Wirtschaftsflüchtlinge in Kolumbien (!) Zuflucht suchen.

Was sind die Gründe für dieses furchtbare Gefälle in dieser unseren kleinen, einen Welt, in der wir alle leben? Jane Jacobs, Stadtplanerin und Autorin des einflussreichsten Buches über Stadtplanung der letzten Jahrzehnte, lehrt es so: “Gründe für die Armut zu suchen ist eine intellektuelle Sackgasse, denn Armut braucht keine Gründe. Nur für Wohlstand gibt es Gründe.” Das ist eine kluge Beobachtung, die sich auch in der Bibel finden lässt. So heißt es in der Schrift sinngemäss: “Einfach nur nichts tun führt dazu, dass Mangel und Armut über dich kommen wie unverschämte Menschen, ja wie Räuber (z.B. Sprüche 6,11 und 24,34). Wie unverschämte Menschen und Räuber keine besonderen Gründe brauchen, so wenig Gründe brauchen Armut und Mangel – sie kommen einfach über Menschen, Gesellschaften und ganze Länder.

Gehen wir das Thema von der anderen Seite an: Wenn es also eine Sackgasse ist, über die Gründe für Armut nachzudenken, was sind dann die Gründe für den Wohlstand? Wo ist der Schlüssel, wenn es denn einen gibt? Es gibt ihn tatsächlich:

Das Wunder des modernen Lebens mit all seinen unglaublichen Möglichkeiten und genialen Resultaten hat eine grundlegende Quelle: Arbeitsteilung! So einfach ist das: Arbeitsteilung ist der Zaubertrank oder der Raketentreibstoff, der unsere Welt zum Guten verändern kann. Man kann das nun als naiv abtun – es bleibt dennoch schlichte, uralte Wahrheit: Den allerersten Ansatz zur Arbeitsteilung finden wir im ersten Vers der Bibel. Der Geist Gottes vibriert erwartungsvoll über den Wassermassen und wartet auf das schöpferische Wort Gottes, des Vaters, um endlich zusammen – und arbeitsteilig – loszulegen! Im Buch der Sprüche wird für diesen ursprünglichen Schöpfungsmoment noch ein Dritter im Bunde benannt: “…als er dem Meer seine Grenzen setzte…das stand ich als Werkmeisterin ihm zur Seite…” (Sprüche 8,29-30). Wer immer damit gemeint ist, ob ein ewiges Weisheitsprinzip oder der Sohn Gottes selbst – hier wird jedenfalls zusammengearbeitet und jeder übernimmt seinen Part.

Arbeitsteilung stand am Anfang – und Arbeitsteilung ist bis heute der Schlüssel zum Wohlstand. Wem haben wir es zu verdanken, dass heute Menschen mit AIDS leben und sogar alt werden können? Es ist schwer möglich, jemanden zu benennen: Da war der Müller, der Getreide, das von einem Landwirt produziert wurde, in Mehl verwandelte. Der Pizzabäcker hat daraus die Pizza gebacken, die der Pizzabote an das Labor lieferte, in dem irgendwelche Nerds an komplizierten Formeln gearbeitet haben, aus denen neue Medikamente entwickelt wurden, die andere Forscher armen Mäusen injiziert haben, um die Wirkungen und Nebenwirkungen für die Zulassung als Medikamente zu prüfen.

Das war nur ein kleiner Einblick in die Arbeitsteilung als Treibstoff für Wohlstand: Der Straßenarbeiter, die Lehrerin, die Klofrau auf der Autobahnraststätte – bis hin zu den Frauen, die unter Schmerzen all diese Leute, die sich heute die Arbeit teilen, geboren haben… jeder hat einen Anteil. Irgendwann wird jemand den Nobelpreis für das ultimative HIV-Medikament erhalten. Es wird wahrscheinlich nicht der Pizzabote sein – obwohl ohne ihn der Forscher in seinem Labor bis zur Serienreife des Medikaments -zigmal verhungert wäre!

Das alles konnte nur stattfinden, weil es ein Land gab – wahrscheinlich in der westlichen Welt – in der eine Regierung bereit war, bei Bedarf direkt Gewalt anzuwenden um Störenfriede davon abzuhalten das betreffende Labor auszurauben. Und es war der eine oder andere Richter beteiligt, der im Laufe von Jahren und Jahrzehnten dafür sorgte, dass im Umfeld des entsprechenden Labors die Korruption in der Arzneimittelindustrie so eingedämmt wurde, dass die Nerds überhaupt eine Chance bekamen, gerade ihr Produkt auf den Markt zubringen. Ach ja, und das Patentamt hätten wir beinahe vergessen – ohne seinen Einsatz hätte kein Geldgeber die Millionen locker gemacht, die diese ganze Entwicklung gekostet hat.

So geht Arbeitsteilung und so geht Wohlstand. Und da draußen ist nicht die eine Welt, sondern es sind zwei Welten – nur einen Mausklick voneinander entfernt, aber so unterschiedlich, dass wir sogar von verschiedenen Universen sprechen könnten: Eine Welt der funktionierenden Arbeitsteilung, in der Wohlstand zunimmt und medizinischer Fortschritt voranschreitet – und eine andere Welt, in der die Armut zuhause ist, die Gewalt und die organisierte Krimminalität. Statt alltäglicher Arbeitsteilung gibt es alltägliche Demütigung und Unschuldige geraten zwischen Fronten rivalisierender Ausbeuter des Bisschen, das der Mangel und die Armut noch übrig gelassen haben.

In welcher Welt wollen wir leben? Die Antwort ist einfach, aber kein Selbstläufer. Aktuell und in Echtzeit zeigt uns Venezuela, wie eine einzige Wahl ausreichen kann, ein ganzes Land in kürzester Zeit von der einen in die andere Welt zu befördern. Lasst uns in diesem Neuen Jahr gut auf diese unsere Welt aufpassen in der wir “gut und gerne leben” wie das mal eine Politikerin gesagt hat. Jeder kann mitmachen, hier ein paar praktische Tipps:

  • Lasst uns dankbar ein für das Gemeinwesen, in dem wir leben dürfen – vielleicht sogar ein bisschen stolz?
  • Beten wir für unser Land und unsere Regierung – gerne in die Richtung des oben beschriebenen: Für die Aufrechterhaltung rechtsstaatlicher Ordnung in sicheren Grenzen und für Freiheit!
  • Nutzen wir die Möglichkeiten der Arbeitsteilung, wie sie hier möglich sind: Vielleicht ist es für Sie dran, eine Putz- Haus oder Gartenhilfe einzustellen, um sich besser den Dingen widmen zu können, die Sie richtig gut können? Vielleicht sollten Sie gar eine Firma gründen, um für die Erreichung Ihrer Ziele eine geeignete Startbasis zu bekommen?
  • Ehren wir die Menschen, die uns in dieser schönen und reichen arbeitsteiligen Welt den Rücken freihalten: Das heißt konkret respektvollen Umgang mit dem Pizzaboten und ordentliches Trinkgeld! Meine Jungs sind hier ein Vorbild für mich – sie verlassen niemals eine Dönerbude, ohne einen Euro Trinkgeld gegeben zu haben. Einfach um den Menschen hinter dem Tresen, der gerade für sie das Essen zubereitet hat, zu ehren.
  • Und wenn Sie an einen Punkt kommen, an dem der Frust zuschlagen will, weil Ihnen Ihre Tätigkeit so unbedeutend vorkommt – denken Sie daran: Sie liefern jetzt gerade nicht nur einfach eine Pizza aus – NEIN! Sie machen etwas völlig anderes – etwas mit viel mehr Würde, ja mit Adel: Sie bewahren einen künftigen Nobelpreisträger vor dem Hungertod 🙂

In diesem Sinne: Ein frohes und gelingendes Neues Jahr 2019!

Ihr Bernd Kollmann

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