Irgendwas Gutes an Männern?

https://youtu.be/koPmuEyP3a0

Mitten in meine Vorbereitung für einen Lehrabend am 29.01. kommt ganz aktuell dieses Werbevideo von Gilette. Thema: “toxic masculinity” also “vergiftete Männlichkeit”. Böse (natürlich durchweg weiße) Jungs benehmen sich wie Schweine. Der Männerchor am Grill bestätigt, dass dies typisch sei für ihr Geschlecht: Jungs sind halt Jungs. Zum Glück werden sie von einigen netten Jungs (gerne auch mal eher dunkel oder farbig) zurechtgewiesen. Aber das reicht nicht: Weil Männlichkeit im Kern so rott ist, müssen alle Männer sich anstrengen, um endlich für Besserung zu sorgen. Stimmt dieses düstere Bild?

Jetzt mal nüchtern betrachtet: Wann hat das letzte mal eine Horde Jungs wirklich ein pummeliges Kind gehetzt? War das nicht 1974 in Gelsenkirchen? Und ist Rauferei zwischen Jungs auf dem Spielplatz wirklich ein soziales Problem? Echt jetzt? Trotzdem bleibt die Frage: Müssen Männer als Männer sich Sorgen machen, in Schuld und Scham versinken – und ist es überhaupt angemessen, noch etwas Positives an Männlichkeit zu finden? Darüber möchte ich nachdenken – auf der Grundlage, dass es Gott selbst ist, der Frauen und Männer in ihrer Gegensätzlichkeit und füreinander geschaffen hat und seine Schöpfung als “sehr gut” ansieht.

Eine Sache übrigens bekommt der Spot ganz gut hin: Das Werk unterstreicht eindrucksvoll, dass es das Beste für ein Kind ist, nicht nur mit Müttern, sondern eben auch mit Vätern aufzuwachsen. Väter, die im Alltag ihrer Söhne und Töchter da sind, Väter die Zeit haben und Väter als Vorbilder – hier dürfen sie es gerne sein, von ihren Jungs mit großen Augen beobachtet. Väter, die ein echtes, positives Erbe hinterlassen! Diese nicht mehr selbstverständliche Botschaft wird richtig gut auf den Punkt gebracht.

Ich freue mich schon darauf, am 29. Januar über Männlichkeit – und natürlich auch über Weiblichkeit – reflektieren zu können!

Bis dann?

Euer Bernd

Seid umschlungen, Millionen…

…dieser Kuss gehört der Welt. So dichtete Friedrich Schiller vor knapp 250 Jahren. Aus diesem Gedicht, das Beethoven vertonte, wurde unter dem Titel “An die Freude” die Nationalhymne Europas. Die Ideen, die diesem Werk zugrunde liegen, wurden zu den grundlegenden Idealen Europas: Offene Grenzen und die Brüderlichkeit aller Menschen. Der Zauber der Freude verbindet, überwindet alle Teilungen und Menschen werden Brüder. Als Angela Merkel unsere Grenzen für Flüchtlinge öffnete, handelte sie ganz in diesem Geist.

Heute hören wir viel von Mauern. Europa perfektioniert seine Cybermauern und Firewalls, um russische und chinesische Staatshacker und andere unangenehme und schädliche Zeitgenossen aussenvor zu halten. Donald Trump möchte sein Land Richtung Süden abriegeln, um Wirtschaftsflüchtlingen aus Zentralamerika keinen unkontrollierten Zugang zu ermöglichen.

Das ist unsere Gelegenheit, die Idee von Mauern anhand der Bibel zu überprüfen. Jenseits aller Aufgeregtheit. Mein Zugang zum Wort Gottes ist die grundsätzliche Annahme, dass es sich hierbei um seit Jahrtausenden erprobte Wahrheit handelt, die zwar hin und wieder missbraucht wurde, jedoch in der Summe unglaubliche Erfolgsgeschichten ermöglich hat.

In der Bibel spielt die Idee der Abgrenzung eine große Rolle. Von den 66 Büchern der Heiligen Schrift ist ein ganzes Buch (!) dem Mauerbau gewidmet. Es ist das Buch Nehemia – gerade in dieser Zeit eine sehr empfehlenswerte Lektüre. Ich wundere mich, dass unsere wichtigen Theologen und die großen Kirchen so wenig über dieses Thema von der Bibel her sprechen. Hier ist der Platz dafür:

“Gott hat das ganze Menschengeschlecht geschaffen, damit es die Erde bewohnt, so weit sie reicht. Er hat die Grenzen ihrer Wohnstätten festgelegt.” So Paulus sinngemäß in seiner Rede auf dem Areopag (Apostelgeschichte Kap. 17 Vers 26). Hier bündeln sich wie in einem Brennglas biblische Wahrheiten über Weite und Großzügigkeit einerseits und Grenzen mit Mauern andrerseits: Gott ist ein Gott der Weite. Er vertraut uns seine ganze Schöpfung an. Zu unserer Freude, um sie zu entdecken und nutzbar zu machen, um verantwortlich mit ihr umzugehen und sie gemeinsam zu genießen. Auf der anderen Seite sind Grenzen erforderlich. Der Grund? Die Menschheit als Ganzes hat keine absoluten gemeinsamen Werte, akzeptiert keine “eine Wahrheit” – die Welt ist eher wie ein großer Markt der Möglichkeiten, die miteinander im Wettstreit liegen. Nur ein Beispiel: Für Chinesen ist es eine Ehre, die guten Ideen anderer aufzunehmen und zu kopieren. Für uns in Europa ist es ehrenvoll, die guten Ideen anderer zu achten und wie persönliches Eigentum zu schützen. Da diese beiden Ansätze nicht vereinbar sind, ist Europa derzeit massiv dabei, gesetzliche Mauern zu erreichten, um geistiges Eigentum und europäische Innovationskraft zu verteidigen.

Was ist mit Mauern gegen Menschen? Das Wort Gottes kennt Mauern zum Schutz, nicht aus Hass. Jemand sagte kürzlich “Wir errichten keine Mauern, weil wir andere hassen, sondern weil wir die Menschen, die wir damit schützen, lieb haben”. So ist auch das Mauer-Buch der Bibel, Nehemia, zu verstehen.

Dennoch sind die verschiedenen Mauern (wirtschaftliche, rechtliche oder die Personenfreizügigkeit betreffende) nicht so unterschiedlich wie das scheint. Menschen sind zutiefst geprägt von ihrer jeweiligen Gesellschaftsordnung. Und die Gesellschaftsordnungen dieser Welt liegen im Wettstreit miteinander. Solange der nicht mit kriegerischen Mitteln ausgetragen wird, sondern fair vonstatten geht, ist das nichts Schlechtes: denn nur so offenbaren sich Irrwege oder zeigt sich, was das Zeug zur Erfolgsgeschichte hat. Scheitert nun ein Gesellschaftssystem so grandios, dass sich seine Teilnehmer zur Flucht entscheiden, kommt die Grenze oder Mauer ins Spiel: Sie ist es, die den Flüchtenden damit konfrontiert, dass er nun sein altes Gesellschaftssystem verlässt und ein anderes betritt. Dass von jetzt an andere Regeln herrschen, dass in einer anderen Sprache gesprochen wird und dass er nur dann willkommen ist, wenn er sich in das neue Gesellschaftssystem einfügt.

Idealerweise stehen an der Grenze Menschen, die das abfragen. Oder einer Gesellschaft gelingt es, auf andere Weise klar zu machen, dass ab dieser Grenzlinie ein bestimmter Konsens unter Menschen herrscht, der als Grund dafür angesehen wird, dass dieses Gesellschaftssystem erfolgreicher ist als das, aus dem der Migrant fliehen musste.

Der Staat Israel im Alten Testament hatte kein Grenzregime, aber eine Gesetzgebung, die sehr intensiv auf das Zusammenspiel des Fremden mit dem Einheimischen einging. Statt mit einer physischen Mauer schaffen sie es, ihre Werte und Gesellschaftsnormen in der Gesetzgebung so deutlich zu machen, dass niemand im Unklaren darüber blieb, wie die Spielregeln waren. Auf den so gesetzten Grundlagen konnten sie jeden Fremden willkommen heißen, ohne dass dadurch ihr eigenes, erfolgreiches Gesellschaftssystem in Frage gestellt wurde. Aus dieser Tatsache kann man ableiten, dass eine physische Mauer die primitive Lösung für ein Problem ist, für das es vor Jahrtausenden bereits elegantere Lösungsansätze gab.

Nicht weit von dem Platz, an dem ich diese Zeilen schreibe, ist eine Grenze. An der Grenzlinie stehen Paramilitärs, also Bürger in Uniform, die jedem Vorbeifahrenden in die Augen schauen und darüber entscheiden, ob die Polizei (die auch zugegen ist) direkt eine Kontrolle durchführen wird. Wer als Flüchtling hier einreist, ist sich bewusst, dass er eine Sprache lernen muss, die von nur fünf Millionen Menschen gesprochen wird. Es hat sich auch herumgesprochen, dass direkt mit der Einreise für jeden Flüchtling eine volle 38-Stunden-Woche der Integration beginnt.

Auf diese Weise versucht ein kleines Königreich, Grenzen zu ziehen und jedem deutlich zu machen, dass hier ein anderes, offensichtlich erfolgreiches Gesellschaftssystem vertreten wird, von dem einige Aspekte als Kompromisslos betrachtet werden. Ich sage nicht, dass diese Vorgehensweise der Weisheit letzter Schluss ist – aber ich sehe, wie intensiv die Bibel mit diesem Thema umgeht, und wie das Wort Gottes uns damit ermutigt, den Dingen nicht einfach ihren Lauf zu lassen. Auch wir werden nicht umhin kommen, hier bei uns mit dieser Thematik zu ringen, um irgendwann zu einer klaren Lösung zu finden. Die Alternative ist die Auflösung unserer Gesellschaft. Damit wäre jedoch keinem gedient – weder uns, noch den Flüchtlingen – denn wo sollten die dann hin? Wer jetzt Lust hat, zur Flüchtlingsproblematik mal etwas Ermutigendes zu lesen: Ich empfehle eine erfolgreiche Migrantengeschichte. Lesen Sie das biblische Buch “Rut”. Spannend, romantisch und ganz nah am Thema.

In diesem Sinne grüßt Euch ein nachdenklicher, aber hoffnungsfroher

Bernd Kollmann

Wir haben die Wahl…

Es ist unglaublich: Einerseits leben wir in einer Welt, in der Hugh Herr, ein Mensch ohne Beine, mit seiner Firma MIT im Jahr 2018 den Durchbruch geschafft hat in eine neue Dimension der Biometrik: Künstliche Gliedmassen, die sich durch Gedanken bewegen lassen. Siehe

https://www.youtube.com/watch?v=CDsNZJTWw0w

Schauen Sie von diesem Video einfach die letzten 4 Minuten – auch wenn Sie kein Englisch verstehen: Die junge Frau verlor beim islamistischen Terroranschlag beim Boston-Marathon 2013 ein Bein und tanzt hier zum ersten mal wieder. Die beiden Jungs, die nach der Tanzeinlage auf die Bühne kommen, haben die biometrischen Ersatzteile gebaut, die dieses Wunder ermöglichen. Welche Kreativität! Was für Innovation! Welch ein Segen!

Zur gleichen Zeit auf dem gleichen Globus verhungern Menschen im Jemen und im Süd-Sudan. In Venezuela wird eine vergleichsweise wohlhabende Volkswirtschaft durch sozialistische Versuche so gründlich zerstört, dass bettelarme Venezulaner als Wirtschaftsflüchtlinge in Kolumbien (!) Zuflucht suchen.

Was sind die Gründe für dieses furchtbare Gefälle in dieser unseren kleinen, einen Welt, in der wir alle leben? Jane Jacobs, Stadtplanerin und Autorin des einflussreichsten Buches über Stadtplanung der letzten Jahrzehnte, lehrt es so: “Gründe für die Armut zu suchen ist eine intellektuelle Sackgasse, denn Armut braucht keine Gründe. Nur für Wohlstand gibt es Gründe.” Das ist eine kluge Beobachtung, die sich auch in der Bibel finden lässt. So heißt es in der Schrift sinngemäss: “Einfach nur nichts tun führt dazu, dass Mangel und Armut über dich kommen wie unverschämte Menschen, ja wie Räuber (z.B. Sprüche 6,11 und 24,34). Wie unverschämte Menschen und Räuber keine besonderen Gründe brauchen, so wenig Gründe brauchen Armut und Mangel – sie kommen einfach über Menschen, Gesellschaften und ganze Länder.

Gehen wir das Thema von der anderen Seite an: Wenn es also eine Sackgasse ist, über die Gründe für Armut nachzudenken, was sind dann die Gründe für den Wohlstand? Wo ist der Schlüssel, wenn es denn einen gibt? Es gibt ihn tatsächlich:

Das Wunder des modernen Lebens mit all seinen unglaublichen Möglichkeiten und genialen Resultaten hat eine grundlegende Quelle: Arbeitsteilung! So einfach ist das: Arbeitsteilung ist der Zaubertrank oder der Raketentreibstoff, der unsere Welt zum Guten verändern kann. Man kann das nun als naiv abtun – es bleibt dennoch schlichte, uralte Wahrheit: Den allerersten Ansatz zur Arbeitsteilung finden wir im ersten Vers der Bibel. Der Geist Gottes vibriert erwartungsvoll über den Wassermassen und wartet auf das schöpferische Wort Gottes, des Vaters, um endlich zusammen – und arbeitsteilig – loszulegen! Im Buch der Sprüche wird für diesen ursprünglichen Schöpfungsmoment noch ein Dritter im Bunde benannt: “…als er dem Meer seine Grenzen setzte…das stand ich als Werkmeisterin ihm zur Seite…” (Sprüche 8,29-30). Wer immer damit gemeint ist, ob ein ewiges Weisheitsprinzip oder der Sohn Gottes selbst – hier wird jedenfalls zusammengearbeitet und jeder übernimmt seinen Part.

Arbeitsteilung stand am Anfang – und Arbeitsteilung ist bis heute der Schlüssel zum Wohlstand. Wem haben wir es zu verdanken, dass heute Menschen mit AIDS leben und sogar alt werden können? Es ist schwer möglich, jemanden zu benennen: Da war der Müller, der Getreide, das von einem Landwirt produziert wurde, in Mehl verwandelte. Der Pizzabäcker hat daraus die Pizza gebacken, die der Pizzabote an das Labor lieferte, in dem irgendwelche Nerds an komplizierten Formeln gearbeitet haben, aus denen neue Medikamente entwickelt wurden, die andere Forscher armen Mäusen injiziert haben, um die Wirkungen und Nebenwirkungen für die Zulassung als Medikamente zu prüfen.

Das war nur ein kleiner Einblick in die Arbeitsteilung als Treibstoff für Wohlstand: Der Straßenarbeiter, die Lehrerin, die Klofrau auf der Autobahnraststätte – bis hin zu den Frauen, die unter Schmerzen all diese Leute, die sich heute die Arbeit teilen, geboren haben… jeder hat einen Anteil. Irgendwann wird jemand den Nobelpreis für das ultimative HIV-Medikament erhalten. Es wird wahrscheinlich nicht der Pizzabote sein – obwohl ohne ihn der Forscher in seinem Labor bis zur Serienreife des Medikaments -zigmal verhungert wäre!

Das alles konnte nur stattfinden, weil es ein Land gab – wahrscheinlich in der westlichen Welt – in der eine Regierung bereit war, bei Bedarf direkt Gewalt anzuwenden um Störenfriede davon abzuhalten das betreffende Labor auszurauben. Und es war der eine oder andere Richter beteiligt, der im Laufe von Jahren und Jahrzehnten dafür sorgte, dass im Umfeld des entsprechenden Labors die Korruption in der Arzneimittelindustrie so eingedämmt wurde, dass die Nerds überhaupt eine Chance bekamen, gerade ihr Produkt auf den Markt zubringen. Ach ja, und das Patentamt hätten wir beinahe vergessen – ohne seinen Einsatz hätte kein Geldgeber die Millionen locker gemacht, die diese ganze Entwicklung gekostet hat.

So geht Arbeitsteilung und so geht Wohlstand. Und da draußen ist nicht die eine Welt, sondern es sind zwei Welten – nur einen Mausklick voneinander entfernt, aber so unterschiedlich, dass wir sogar von verschiedenen Universen sprechen könnten: Eine Welt der funktionierenden Arbeitsteilung, in der Wohlstand zunimmt und medizinischer Fortschritt voranschreitet – und eine andere Welt, in der die Armut zuhause ist, die Gewalt und die organisierte Krimminalität. Statt alltäglicher Arbeitsteilung gibt es alltägliche Demütigung und Unschuldige geraten zwischen Fronten rivalisierender Ausbeuter des Bisschen, das der Mangel und die Armut noch übrig gelassen haben.

In welcher Welt wollen wir leben? Die Antwort ist einfach, aber kein Selbstläufer. Aktuell und in Echtzeit zeigt uns Venezuela, wie eine einzige Wahl ausreichen kann, ein ganzes Land in kürzester Zeit von der einen in die andere Welt zu befördern. Lasst uns in diesem Neuen Jahr gut auf diese unsere Welt aufpassen in der wir “gut und gerne leben” wie das mal eine Politikerin gesagt hat. Jeder kann mitmachen, hier ein paar praktische Tipps:

  • Lasst uns dankbar ein für das Gemeinwesen, in dem wir leben dürfen – vielleicht sogar ein bisschen stolz?
  • Beten wir für unser Land und unsere Regierung – gerne in die Richtung des oben beschriebenen: Für die Aufrechterhaltung rechtsstaatlicher Ordnung in sicheren Grenzen und für Freiheit!
  • Nutzen wir die Möglichkeiten der Arbeitsteilung, wie sie hier möglich sind: Vielleicht ist es für Sie dran, eine Putz- Haus oder Gartenhilfe einzustellen, um sich besser den Dingen widmen zu können, die Sie richtig gut können? Vielleicht sollten Sie gar eine Firma gründen, um für die Erreichung Ihrer Ziele eine geeignete Startbasis zu bekommen?
  • Ehren wir die Menschen, die uns in dieser schönen und reichen arbeitsteiligen Welt den Rücken freihalten: Das heißt konkret respektvollen Umgang mit dem Pizzaboten und ordentliches Trinkgeld! Meine Jungs sind hier ein Vorbild für mich – sie verlassen niemals eine Dönerbude, ohne einen Euro Trinkgeld gegeben zu haben. Einfach um den Menschen hinter dem Tresen, der gerade für sie das Essen zubereitet hat, zu ehren.
  • Und wenn Sie an einen Punkt kommen, an dem der Frust zuschlagen will, weil Ihnen Ihre Tätigkeit so unbedeutend vorkommt – denken Sie daran: Sie liefern jetzt gerade nicht nur einfach eine Pizza aus – NEIN! Sie machen etwas völlig anderes – etwas mit viel mehr Würde, ja mit Adel: Sie bewahren einen künftigen Nobelpreisträger vor dem Hungertod 🙂

In diesem Sinne: Ein frohes und gelingendes Neues Jahr 2019!

Ihr Bernd Kollmann

Gesegnetes Weihnachtsfest!

Für alle, die keine Chance haben, einen Gottesdienst zu besuchen, hier die Heiligabend-Andacht von gestern. Und für die, die zwar einen Weihnachtsgottesdienst besucht haben, aber sich dabei eher wie bei den Jusos oder bei er grünen Jugend gefühlt haben, weil es ziemlich moralisch, politisch oder beides zuging. Deshalb hier der Versuch einer Ergänzung: Willkommen im Zentrum dessen, worum es an Weihnachten tatsächlich geht…

Das Beste aller Geschenke!

Viel Freude beim Nachhören und erholsame Feiertage Ihnen allen!

Ihr Bernd Kollmann

Notbremse im Stress: Anleitung zur Weihnachtsmeditation

Moin! Hier ein ganz praktischer Vorschlag zum tief Einzutauchen in den Weihnachtsfrieden und in die Weihnachtsfreude. Sie benötigen dazu drei Dinge: 15 Minuten täglich, eine Bibel und eine ruhige Ecke. Mehr nicht.    

Diese Meditation besteht aus den drei Schritten des Beschenktwerdens, die ebenso schlicht wie fundamental sind: Vorfreude, Annehmen und Auspacken:

Tag 1: Vorfreude

Lesen Sie Jesaja Kapitel 9 Vers 5 und gerne auch den Folgenden. Geschrieben 700 Jahre vor Christi Geburt. Hier wird die Vorfreude auf das “Geschenk der Geschenke” regelrecht zelebriert! Versuchen Sie in einer entspannten Zeit der Stille dieser Vorfreude nachzuspüren und in sie einzutauchen. Was verbinden Sie mit Vorfreude auf ein Geschenk? Das warten vor dem Weihnachtszimmer Ihrer Jugend, bis endlich die Glocke klingelt und Sie eintreten dürfen? Welche weiteren, inspirierenden Vorfreude-Aussagen der Bibel kommen ihnen vor Augen? Es beginnt ja schon bei Genesis 3,15! 

Tag 2: Geschenk entgegennehmen  

Lesen Sie Johannesevangelium Kapitel 1 Vers 11-12. Was Johannes uns als Einleitung seines Evangeliums mitgibt, gilt so ebenso für alle anderen Evangelien: Sie sind “Frohe Botschaft” verbunden mit der Frage: Wirst Du dieses Geschenk annehmen? Setzten Sie sich enspannt hin und lassen Sie einfach folgenden Gedanken zu: In welchem meiner Lebensbereiche möchte ich, dass Jesus mir als Mit-Mensch und Gott zugleich in die Augen schaut und sagt: Ich bin Dein Geschenk des himmlischen Vaters. Willst du mich? Willst du mich da – in diesem Lebensbereich? Bitte nicht abgleiten in mögliche Konsequenzen – das kommt erst morgen. Heute ist es nur dran, das Geschenk entgegenzunehmen – und falls von gestern noch ein bisschen Vorfreude von gestern übrig ist, umso besser!

Tag 3: Geschenk auspacken

Lesen Sie Römerbrief Kapitel 8 Vers 32. Gerne auch weiter bis zum Ende des Kapitels. Der ganze Inhalt des Neuen Testaments, der auf die Evangelien folgt, ist eine Feier des Auspackens und “Bespielens” des Geschenks, das uns der Vater in Jesus Christus gemacht hat. In diesem Vers aus dem Römerbrief kommt das am Besten zum Ausdruck. Jetzt sind sie dran: Stellen Sie sich Kinder vor, die am Weihnachtsabend Geschenke auspacken und direkt anfangen, sie zu bespielen! Und jetzt übertragen sie dieses Bild (gerne auch die leuchtenden Augen und die Entdeckerfreude mitnehmen 🙂 auf den Lebensbereich, für den Sie gestern das Geschenk entgegengenommen haben. Die Frage lautet: Wie könnte sich das Geschenk “Jesus” hier auswirken? Was wären die richtigen Schritte? Also mit anderen Worten: Tatsächlich auspacken und bespielen, Möglichkeiten ausloten, Herausforderungen annehmen und Spaß haben!

Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass diese 3 x 15 Min. dazu dienen, Weihnachtsfrieden und Weihnachtsfreude zu entdecken – und von dort aus einiges von dem zu erleben, was damit weiter möglich wird! Sie werden sehen: Das Potential dieses “Geschenks aller Geschenke” ist unerschöpflich! 

Ihr Bernd Kollmann

Wozu ein göttlicher Retter?

Wir haben doch tolle Wissenschaftler, geniale Ingenieure, begnadete Handwerker – und und wer nicht zu diesen Personengruppen der Macher und Problemlöser gehört, aber dennoch besorgt ist, kann sich mit seinem Anliegen sicherlich in irgendeiner hocheffizient organisierten NGO wiederfinden, die dieses Thema mit Hilfe leidenschaftlich agierender Aktivisten auf die öffentliche Agenda setzt. Vor dem Hintergrund dieser komfortablen Situation ist die Frage nach dem Sinn von Advent und Weihnachten zutiefst berechtigt. Die Botschaft der Engel lautet: “Euch ist heute ein Retter geboren, der ist Christus, Herr…”. Wozu noch?

Gerne möchte ich Sie herausfordern, anhand von drei viel zu wenig beachteten Tatsachen über diese Frage nachzudenken. Es sind ausgesprochen schlichte Tatsachen, aber wichtige, vielleicht entscheidende Schlüssel zur Antwort auf unsere Frage: Wozu ein göttlicher Retter? 

  1. Wir übersehen leicht, dass sich Fachwissen meist schlecht von einem Wissensbereich auf den anderen übertragen lässt. Jemand hat das so auf den Punkt gebracht: Ihr Auto wird von einem Marder heimgesucht. Alles wird zernagt – und damit nicht genug: Der stolze Marder zeigt sein Werk voller Begeisterung auch noch seiner Auserwählten. Im verwüsteten Motorraum Ihres neuen Euro-6-temp-Diesels kommt es zum Äussersten! Der Mechaniker sieht sich das an und kommt locker auf 4000.-€. Die haben Sie aber nicht. Was tun? Würden Sie den Mechaniker um Rat fragen, wie sie an das Geld kommen könnten? Natürlich nicht – er ist Kompetent, die mechatronischen Folgen einer heißen Marder-Liebesnacht in ihre Motorraum zu bewerten, aber von Finanzierung hat der Mann unter Umständen keine Ahnung! Fakt 1: Fachwissen lässt sich nicht einfach von einem Wissensbereich auf den anderen übertragen. 
  2.   Manche Probleme, Notlagen oder verfahrene Situationen kann man nicht einfach lösen, indem man die Schritte rückwärts geht, die falsch gelaufen sind. Das typische Beispiel ist das vom langen Messer: Sie finden einen Menschen mit einem Messer im Rücken. Er ist schwer verletzt – sie wollen helfen. Hier ein heißer Tipp: Machen Sie die Tat nicht rückgängig. Bitte fassen Sie das Messer nicht an. Herausziehen kann tödlich sein!  Fakt 2: Schritte zurückzugehen, um schlimme Dinge ungeschehen zu machen, können das Problem verschärfen!
  3. Der dritte Punkt ist eng verknüpft mit den beiden ersten – aber genauso schlicht: Fakt 3: Wenn jemand ein Problem entdeckt, heißt das noch lange nicht, dass er es auch lösen kann.   

So logisch diese drei schlichten Fakten sind – ihre Beachtung widerspricht zutiefst der menschlichen Natur – besonders dann, wenn es darauf ankommt. Ein Beispiel: Wann gehen Menschen zum Schuldenberater? In den allermeisten Fällen, wenn es zu spät ist. Das Problem wurde zwar längst entdeckt, man glaubte aber, selbst die Lösung finden zu können (Missachtung Fakt 3). Nur weil man sich eine gewisse Kompetenz darin angeeignet hat, Konsumentenkredite erfolgreich abzuschließen, bildet man sich ein, die Kompetenz haben, diese auch sinnvoll umzustrukturieren und ablösen zu können (Missachtung Fakt 1). Und weil Schritte in einen unangemessenen Lebensstandard gegangen wurden, nimmt man an, dass entsprechende Schritte zurück doch die Lösung bedeuten müssten (Missachtung Fakt 2).  

Solche Versuche der Selbstrettung sorgen dafür, dass wir uns nur noch mehr im Problem verheddern. Und es betrifft nicht nur das willkürlich gewählte Beispiel von der Schuldenfalle. Man könnte diese drei Fakten genausogut anwenden auf unseren Umgang mit Ängsten und Sorgen, mit Süchten, Minderwertigkeit, Partnerschafts- und Eheprobleme, Erziehungsprobleme oder irgendetwas anderes, das Menschen in die Verzweiflung treibt.      

“Als Jesus die Volksmenge sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.” (Matthäusevangelium 9,36). Wir brauchen einen Retter, weil wir wie Schafe ohne Aufsicht dazu neigen, in die Irre zu gehen. Der Ruf nach einem Retter ist keine religiöse Romantik, sondern lässt sich leicht an schlichten aber nachprüfbaren Fakten festmachen (s.o.). Wir brauchen einen Retter, weil wir uns selbst nicht retten können!

Das Angebot Gottes ist die Gabe seines Sohnes! Er ist die Weisheit in Person, in ihm wurde alles geschaffen – er ist die einzige Persönlichkeit im Universum mit unbegrenzt fachübergreifendem Wissen und der Fähigkeit, alles Wiederherzustellen (Fakt 1: ✔). Durch sein Opfer am Kreuz durchkreuzt er unsere Nöte und alle Schuld, die wir auf uns geladen haben. Das nennt die Bibel Gnade. Zurückgehen zum Problem und Schuld abtragen gibt es – wenn überhaupt – nur dann, wenn dies nicht zu grösseren Problemen führt (Fakt 2: ✔). Und als er sagte “Es ist vollbracht” dachten alle, mit seinem Tod wäre Jesu Mission zu ende. Doch vollbracht hatte den Durchbruch vom vergänglichen Leben zur Auferstehung in ein neues Leben, das nicht mehr vom Verfall bedroht ist. Dieses Leben aus der Auferstehung steht seitdem zur Verfügung! Bereits hier und jetzt anzufangen, vertrauensvoll von diesen göttlichen Ressourcen zu zehren und mehr und mehr daraus zu leben ist letztlich die Lösung für jedes denkbare menschliche Problem (Fakt 3: ✔).

Wozu ein göttlicher Retter? Wir haben ihn dringend nötig. Gott sei dank ist es Weihnachten geworden!

Der Götze unserer Zeit

Es gilt als Herzensanliegen vieler Politiker: Die Unterschiede zwischen Menschen einzuebnen. Alle sollen gleich sein. Unterschiede gelten als schädlich und diskriminierend. Abwertend. Deshalb sind sie zu beseitigen. Als Folge dieses Ansinnens setzen wir eine unglaubliche Umverteilungsmaschinerie in Gang: Über 40% unseres gesamten Einkommens in Deutschland dient zum grössten Teil der staatlich verordneten Einebnung der Unterschiede. Zum Vergleich: Die Schweiz kommt mit weiniger als 30% Umverteilungsquote aus. Siehe z.B.:

https://www.welt.de/finanzen/plus184881580/So-sicher-wie-der-Tod-Warum-die-Steuern-steigen.

Wenn nun sogar Papst Franziskus hin und wieder in die Kerbe der Gleichmacherei schlägt, fühlt sich das “Richtig” an – aber ist es das wirklich? 

Schauen wir mal, was aus unserer westlichen Welt mit ihrer Gleichstellung geworden ist: Frauen und Männer sind nun so “gleich”, dass “Mann” jederzeit sagen darf, worin Frauen Männern überlegen sind – aber wehe man sagt etwas über männliche Überlegenheit, die über das Öffnen von verschraubten Konserven oder das Entfernen grosser Spinnen hinausgehen. Ist das der Weisheit letzter Schluss?

Es ist kein Geheimnis – ich liebe das Wort Gottes, die Bibel. Es ist so wohltuend, dort zu lernen, dass Gleichmacherei niemals Gottes Absicht war – sondern dass er eine Welt voller Gegensätze geschaffen hat – verbunden mit der Berufung zur Interaktion. Wenn diese Interaktion nach den Vorstellungen Gottes stattfindet, profitieren alle! Männer haben Vor- und Nachteile, Frauen ebenso – sie sind eben nicht dazu geschaffen, gleich zu sein, sondern sich gerade in ihrer Unterschiedlichkeit zusammenzutun und zu ergänzen!  

 Ich mag es, in diesem Blog auch gerne mal zu provozieren. Oder Fragen aufzuwerfen, die man sonst kaum stellen kann. Z.B. diese Fage: Kann es sein, dass auch arme oder behinderte Menschen in der Welt nach Gottes Vorstellungen bestimmte Funktionen haben? In ihrer Andersartigkeit ergänzen sollen? In Sprüche 14,31 scheint das durch: “Wer einen Geringen unterdrückt, schmäht seinen Schöpfer, aber wer Erbarmen hat mit einem Armen, ehrt ihn.” Geringe, Arme und Elende als Mitgeschöpfe, die nicht einfach gleichzustellen sind, sondern denen wir einerseits durch Unterlassung begegnen sollen (nicht schmähen) und andererseits positiv entgegentreten (Erbarmen zeigen). Daran soll sich unsere Haltung Gott gegenüber zeigen und daran wird sich auch erweisen, was für Menschen wir sind – und langfristig, was für eine Gesellschaft wir am Ende werden.    

Die Idee Gottes ist also nicht die Gleichmacherei, sondern Ergänzung. Im Gegensatz dazu steht die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der UN, die dieser Tage ihren 70. Geburtstag feiert. Allerdings: Das Feiern unterschiedlicher Stärken und Schwächen (weil dies Ergänzung ermöglicht) ist diesem Papier völlig fremd. Nur “Geich” ist gut und erstrebenswert. Nur in der Gleichbehandlung liegt die Würde. 

Konsequenterweise verweigert der Vatikan die Unterzeichnung dieses Dokuments – mit der o.g. Begründung. Theologisch heißt der biblische Gegenentwurf zur Gleichmacherei “Naturrecht” – also das natürliche Recht jedes Menschen, das ihm allein durch seine Geschöpflichkeit verliehen wurde. Also ein Recht, das nicht auf demokratischen Prozessen und dem Völkerrecht fußt,  sondern direkt von Gott verliehen und deshalb unabänderlich ist. 

Das “Naturrecht” hat gegenüber der Gleichmacherei riesige Vorteile: Ich darf meine Männlichkeit feiern – und die Weiblichkeit meiner Frau! Und wir können sie ausleben, ohne im Geringsten ein schlechtes Gewissen zu haben. Und meistens macht es auch noch Spaß 🙂 . Ausserdem kennt das Nauturrecht weniger Konflikte und keine unauflösbar konkurrierenden Rechtsgüter. Z.B. die Frage, was höher anzusiedeln ist, das Selbstbestimmungsrecht der Mutter oder das Lebensrecht des Ungeborenen – ein riesiges Problem bei den Gleichmachern – sucht man im “Naturrecht” vergebens.     

Jetzt wird es richtig ketzerisch: Sogar meinen Wohlstand kann ich entspannt genießen, weil er rechtmässig erworben wurde. Dabei möchte ich den Armen und Elenden nicht vergessen – aber in der Welt des Naturrechts heißt es eben nicht sauertöpfisch “Brot statt Böller” sondern “Brot UND Böller” – also den Armen einerseits ehren und unterstützen und gleichzeitig ohne schlechtes Gewissen feiern, dass es kracht. Was für eine entspannte Perspektive! 

In diesem Sinne: Eine besinnliche Adventszeit, eine fröhliche Weihnachsfeier und einen rauschenden Neujahrsbeginn! 

Dein Bernd

Christ und Umfeld

Der Apostel Paulus schreibt im 6. Kapitel des Römerbriefs “…Christen gehen in der Wirklichkeit eines neues Lebens ihren Weg”. Die Lutherbibel übersetzt diesen im Original etwas sperrigen Halbsatz kürzer: “…Christen wandeln in einem neuen Leben.” (aus Rö. 6,4). Gemeint ist ein Lebensstil, der nicht mehr den Vorstellungen des Umfelds versucht gerecht zu werden. Und ein Lebensentwurf, in dem wir nicht mehr in erster Linie danach streben, etwas aus uns zu machen oder uns selbst zu erfinden. Positiv kann man den neuen Ansatz so umschrieben: Als Geschöpf Gottes bin ich durch Jesus Christus neu hineingesetzt worden in das, was Gott sich von Anfang an für mich erträumt hat. Das möchte ich nun immer mehr erkennen und zunehmend daran entlang leben. Dabei werde ich auf die eine oder andere Weise Jesus Christus ähnlicher – was total okay ist, denn es ist mein vornehmstes Privileg, bestimmte Aspekte seiner Persönlichkeit auszuleben oder wiederzuspiegeln. Dieser Jesus ist die schönste, spannendste und herrlichste aller Persönlichkeiten – also kann solch ein Leben nur genial sein. Dieses ganze Projekt ist mir zwar noch etwas fremd, aber zum Glück gibt mir Gott seinen Geist, der täglich dabei hilft, mich darin zurechtzufinden.     

Was hindert Christen, diese “Wirklichkeit des neuen Lebens” einfach auszuleben? Was hält sie davon ab, mitten in ihren Lebensumständen und ihrer Umgebung die Menschen zu sein oder zu werden, die ihr Schöpfer sich erträumt hat?

Hier kommt der Versuch einer Antwort – natürlich gefärbt von eigenen Erfahrungen und Erlebnissen mit anderen Christen: 

Wir sind viel zu beschäftigt damit, uns an unserer Umgebung abzuarbeiten. Das verstellt uns den Blick aufs Wesentliche und hält uns davon ab, zu den Menschen zu werden, zu denen wir geschaffen wurden. Dieses “Abarbeiten an unserer Umgebung” geschieht auf dreierlei Weise. So verwenden wir

  1. eine Menge Energie darauf, den Lebensstil von Menschen in unserer Umgebung zu verändern. Wir wollen, dass möglichst viele so denken und handeln wie wir das als richtig erkannt haben. Wir zeigen anderen, wie sie leben sollen und gehen ihnen als Besserwisser auf den Nerven. Aber wir sind überzeugt, “in der Wahrheit” zu sein und unserer Umwelt etwas Gutes zu tun. Das ist jedoch ein Trugschluss: In Wirklichkeit bieten wir durch dieses Verhalten nur einen billigen, kraftlosen und minderwertigen Ersatz für das Echte.
  2. Wir legen biblische, neutestamentliche Maßstäbe an Menschen, die mit Gott nichts zu tun haben. Alle Bücher des Neuen Testaments, die nach den Evangelien kommen, sind ausschließlich an Christen gerichtet – oder an Menschen, die sich selbst so sehen. Fakt ist: Sämtliche Warnungen aus diesem Teil des Neuen Testaments, die ja teilweise recht harsch sind, gehen an Menschen, die vorgeben mit Gott leben zu wollen, aber das Gegenteil tun. D.h. diese Worte sind gar nicht für unsere Umgebung bestimmt! Kein Christ ist berufen, seinen Mitmenschen damit auf die Nerven zu gehen – so wenig wie Paulus, der ja diese Worte zumeist geschrieben hat, dazu berufen war, seiner Umgebung damit auf die Pelle zu rücken! (Wer tiefer in diesen Gedanken einsteigen möchte, hier eine kleine Übung: An wen ist die Warnung von 1.Kor.6,9 gerichtet? Wer soll sie hören? Die richtige Antwort steht in 1.Kor.1,2!) 
  3. Manche Christen neigen dazu, sich an ihrer Umgebung abzuarbeiten, indem sie immer noch mehr wie ihre Umgebung sein möchten, um diese zu gewinnen. Sie überholen ihre Mitmenschen sozusagen rechts. Noch hipper, noch moderner… wir kann ich zum “Influencer” für den Herrn werden?     

Alle drei Versuche christlichen Abarbeitens an der weltlichen Umwelt sind letztlich geboren aus Angst. Wir Christen sind uns nämlich unsicher, was die “neue Wirklichkeit unseres Lebens” tatsächlich bedeutet und wie wir sie ausleben können. Wir ahnen jedoch, dass dieses Leben atemberaubende Freiheit bedeutet, extravagante Liebe, verschwenderische Großzügigkeit und abenteuerliche Hingabe. Doch die Wucht dieser Perspektive ist nicht nur unbehaglich – sie macht uns sogar Angst. Deshalb nehmen wir lieber ein bisschen von dem, das wir fromm erkannt haben (aber noch selbst kontrollieren können) und fangen an, damit am Lebensstil der Menschen in unserer Umgebung herumzufeilen. Aber das ist eigenmächtig, armselig und abstoßend! 

Echte Umkehr bedeutet: “…Christen gehen in der Wirklichkeit eines neues Lebens ihren Weg”. Wir leben aus, wozu der Schöpfer uns geschaffen, sein Sohn uns berufen und der Geist uns ermächtigt hat. Und wir vertrauen darauf, dass, was immer dabei herauskommt, göttliche Strahlkraft entwickelt. Dass wir so zum angenehmen Licht werden, das mehr und besseres an unserem Umfeld bewirkt als jede unserer “Handkurbeln der Angst” (siehe Punkt 1-3) das je könnte. Außerdem gehen wir dann unseren Freunden, Partnern, Kollegen und anderen Mitmenschen etwas weniger auf den Zeiger!

In diesem Sinne eine gute Woche wünscht

Euer Bernd.

Europäische Probleme und echte Probleme

Emilie Ratelmand aus den Niederlanden, von Beruf Motivationssprecher und 69 Jahre alt, fühlt sich schwer diskriminiert. Er ist sich nämlich sicher, dass sein gefühltes Alter höchstens 49 ist. Deshalb wünscht er sich nun eine Art “Gleichstellungsgesetz”! Er möchte, dass Gefühle über das Alter gleichermaßen anerkannt werden wie Gefühle über das Geschlecht. Und weil man sein Geschlecht ändern kann, muss auch das Alter abänderbar werden. Denn wer gibt einem 69-jährigen noch einen Immobilienkredit? Schlimmer noch: Wer will einen 69-jährigen auf einer Datingplattform kennenlernen? Mit 49 wäre alles kein Problem, doch diese Welt ist Emilie Ratelmand ungerechterweise verschlossen! Was ist falsch an seinem Argument? Nichts! Wenn wir es in unserer europäischen Gesellschaft als rechtmäßig ansehen, dass “gefühlte Geschlechtlichkeit” die biologische Geschlechtlichkeit aussticht, warum sollte dann nicht auch das “gefühlte Alter” das biologische Alter ausstechen? Nach dieser Logik ist der Gesetzgeber verpflichtet, dafür einen entsprechenden Rahmen zu schaffen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis sich der europäische Gerichtshof für Menschenrechte mit dieser Frage befassen wird. Soviel zu unseren Problemen. 

Nur drei Flugstunden entfernt schlagen Raketen ein. Hunderte. In Gaza hat sich die Hamas mit Hilfe der Hisbollah aus dem Libanon und mit Iranischer Raketentechnologie hochgerüstet und schlägt jetzt zu. Menschen suchen Schutzbunker auf, Schulen müssen geschlossen bleiben. IDF (Israel Defence Forces) schlägt zurück. So wie sich jeder andere Staat gegen Angriffe von außen verteidigen würde. Doch dann kommt für Israel noch eine zweite Front dazu: Die europäische Medienfront. Schon jetzt ist klar, wie die deutschen und europäischen Medien reagieren werden: Wutentbrannt. Kein Vergleich zum sanften Protest bei der Annektion der Krim, den Toten im syrischen Bürgerkrieg oder den tausenden Morden der Taliban. Denn für Deutsche gelten zwei Maßstäbe: Einer für die Welt und ein anderer für Israelis und Amerikaner. Tote Israelis und tote Amerikaner haben das irgendwie verdient. Besonders wir Deutschen leben ja nach dem Motto: “Nie wieder Täter werden!” Damit fühlen wir uns als Gutmenschen, als Besserwisser und, weil ja an unserem Wesen die Welt genesen soll, als Oberlehrer der Welt. Und da wir obendrein seit Jahrzehnten in sicheren Grenzen leben, schaffen wir es einfach nicht, uns hineinzuversetzen in die Lage eines Volkes, das aus sehr guten Gründen nach dem Motto lebt “Nie wieder Opfer werden”. Glücklicherweise werden sich die Israelis von unserer Befindlichkeit nicht sonderlich beeindrucken lassen – es wäre auch lebensgefährlich.

Zurück zur Überschrift: Es ist heilsam, hin und wieder einen Schritt zurückzutreten und den Blick zu weiten. Das hilft zu unterscheiden: Was sind echte Probleme und Herausforderungen – und was Problemchen, die man auch gut vernachlässigen könnte? Was für die große weite Welt gilt, gilt natürlich genauso für unser kleines Leben: Wo sind Problemchen, die niemals das Recht bekommen sollten, unsere Köpfe zu füllen – und was sind die wahren Herausforderungen? Wo ist Gelassenheit das Gebot der Stunde – und wo können wir uns es keinesfalls leisten, passiv zu bleiben? Ich wünsche Dir, lieber Leser, diesen weiten Blick, gesundes Unterscheidungsvermögen und dann die nötige gesunde Entschlossenheit in der Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse!