Hier werden in den nächsten Tagen und Wochen in lockerer Folge Reisenotizen erscheinen. Das Besondere: Obwohl wir uns niemals dafür entschieden hätten, einfach so mal drei Wochen in Guatemala zu verbringen, tun wir das jetzt freiwilig-unfreiwillig, weil eines unserer Kinder dort seine Liebe gefunden hat und heiraten wird. Welche Eltern und welche Familie würden ihr Kind bei der “Wahl des Lebens” nicht unterstützen? Also: Alles vorbereitet und die Koffer gepackt – am vergangenen Freitag ging es dann los.
Natürlich sind die Notizen, die ihr hier lest, geprägt von Neugier und Wissensdurst – und immer auch von dem Wunsch, Gott und die Welt besser zu verstehen. Und damit beginnt die erste Notiz:
Zwei Tage vor Abflug erzählte mir eine sehr liebe Freundin von dem neusten Buch, das sie gerade liest. Der Titel: “Im Grunde gut: Eine neue Geschichte der Menschheit.”. Unsere Freundin erzählte uns, wie der Autor Studien zu diesem Thema unter die Lupe nimmt, neu interpretiert – und dass es darauf hinauslaufen würde, dass der Mensch prinzipiell gut sei und sich die prinzipielle Güte des Menschen auch zeigen könnte – vorausgesetzt man würde die richtigen Rahmenbedingungen dafür setzen.
Darüber dachte ich nach, während ich mich auf die Reise vorbereitete – denn sollte sich das als richtig herausstellen, wären meine bisherigen Annahmen über das menschliche Wesen ja völlig falsch und ganz daneben. Ich gehöre nämlich zu den Zeitgenossen, die in Jedem zwar die Sehnsucht nach dem Guten und Edlen erkennen – jedoch gleichzeitig so viele unüberwindbare Defizite sehen, dass der Mensch nicht als gut, sondern prinzipiell als zutiefst erlösungsbedürftig anzusehen ist. Und nein, nur bessere Umstände bringen es nicht, auch die Beseitigung von angenommener oder echter Benachteiligung in welcher Form auch immer ist nicht die Lösung aller Probleme. Davon bin ich bisher ausgegangen und hab mein Leben aus diesem Grunde dem Evangelium der Bibel gewidmet. Erlösung durch Gott, der für uns Mensch wurde sich aus Liebe zu uns selbst am Kreuz opfert.
Kann es echt sein, dass ich bisher falsch lag darin, auf dem Weg der Erlösung primär die Hilfe für menschliches Leid und Elend zu suchen? Solche Gedanken gingen mir durch den Kopf, als es losging mit unserer Reise.
Nun liegt Guatemala liegt nicht um die Ecke – wir hatten 4 Strecken zurückzulegen: Hamburg-Amsterdam-Boston-Atlanta-Guatemala City. Falls jemand – so wie ich – nicht soviel Rente zu erwarten hat und zusätzlich privat vorsorgen muss: Ich hab in Airbus investiert und fühle mich durch diese Reise sehr bestätigt. Wir sind von einem Airbus in den nächsten umgestiegen. Wir konnten sehen: Der weltweite Luftverkehr wird von diesen Flugzeugen dominiert. Die Konkurrenz liegt am Boden (Boing). Dazu kommt: Jetzt gerade steht die Airbus-Aktie echt günstig…aber nagelt mich nicht drauf fest :-), denn es ist ja bekannt: Aktieninvestitionen bergen auch Risiken.
Auf den vielen Stationen bis zum Ziel mussten wir tüchtig Kontrollen über uns ergehen lassen – immer in zwei Schritten: Zuerst die Person, dann das Gepäck. Überall, und besonders ausgeklügelt in den USA erlebten wir hochgradig durchdachte und systematisierte Anlagen zur Sicherheit im Flugverkehr vor. Alles, was in ein Flugzeug soll, wird von kompetenten Menschen, unterstützt durch modernste Technik, lückenlos erfasst und geprüft. Als wir zum dritten Mal dann in Atlanta mit vielen hundert anderen in diesen abgesperrten Linien standen und wieder mal alles ablegen mussten (Schuhe ausziehen!), als wieder Fragen über Fragen kamen, Papiere überprüft und unser Gepäck durchleuchtet wurde, wurde mir das eigentlich Offensichtliche glasklar bewusst: Dieser riesige Aufwand dient nur einem einzige Zweck: Zu vermeiden, dass Menschen viele besonders hilflose andere Menschen ohne jede Fluchtmöglichkeit auf einen Schlag töten. Was hier stattfindet wird nicht aus Schikane betreiben – sondern um unser aller Überleben zu gewährleisten! Und die Bedrohung kommt von einer einzigen Seite: Der des Menschen selbst.
Ohne diese Sicherheitschecks würden Menschen sich gegenseitig verletzen und töten – und das ist nicht alles. Darüber hinaus steht diese teure Maschinerie, die ja laufend aufgerüstet wird, für Folgendes: Jeder erfolgreich durchgeführte Flug ist ein Sieg in einem brutalen Wettbewerb! Das Böse, das den Tod sucht, rüstet nach, sucht die Lücken, versucht die Schwachstellen zu durchdringen — die, die das Leben wollen, halten dagegen, um Sicherheit und Wohlergehen Aller zu gewährleisten – in einer Welt, in der man halt nicht vom Guten im Menschen ausgehen kann!*
Rutger Bregmann (Autor des o.g. Buches) kann noch so viele Studien anführen und kritisch hinterfragen – die Realität sieht einfach anders aus. Im beschaulichen Houten (Niederlande, seinem Wohnort) mag es auf den ersten Blick vielleicht anders wirken. In den Elfenbeintürmen der Historiker an den schicken Universitäten auch. Ich bleib – auch unter dem Eindruck dieser Reise um den halben Globus – erstmal bei Thomas Hobbes “Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf”. Oder halt bei Paulus: “Denn es ist hier kein Unterschied: Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie vor Gott haben sollen, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.” (aus dem Römerbrief Kap.3).
Damit das Ganze für heute nicht so traurig endet, hier zwei positive Eindrücke eines unglaublich schönen Landes – später sicher mehr:


Liebe Grüße von der anderen Seite des Meeres,
Dein Bernd
* Zur o.g. Argumentation gibt es einen neuen Kinofilm, z.Zt. auf Netflix, Titel: “Carry-On” von 2024. Ist ein Thriller, hammer-spannend 🙂